Ritorna alla lista
Überwältigt: Röhrenspinne zwischen Ameisen

Überwältigt: Röhrenspinne zwischen Ameisen

3.320 31

Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Überwältigt: Röhrenspinne zwischen Ameisen

In Deutschland sind die Röhrenspinnen (Eresidae) mit nur einer Gattung (Eresus) und zwei Arten vertreten, E. kollari und E. sandaliatus; eine dritte Art, E. moravicus, kommt in den südöstlichen Nachbarländern vor. Nach der Bundesartenschutzverordnung sind alle Arten besonders geschützt, auch wenn dort als Art lediglich E. cinnaberinus angegeben ist. Intensive Untersuchungen ab den 1990er Jahren haben gezeigt, dass sich hinter E. cinnaberinus (syn. E. niger) mehrere Arten verbergen, von denen drei bisher beschrieben und benannt sind. Damit stehen die vormaligen wissenschaftlichen Namen als nomen nudum nicht mehr zur Verfügung. Die BArtSchV muss also so gelesen werden, dass anstelle der dortigen E. cinnaberinus alle anderen Eresus-Arten gemeint sind, die aus ihr vollständig oder anteilig neu beschrieben und bezeichnet worden sind.
Die Herbst-Röhrenspinne (Eresus kollari), bei der es sich wohl um eine Aggregation aus mindestens zwei, derzeit nur molekulargenetisch unterscheidbaren Arten handelt, lebt in wärmebegünstigten Sandgebieten mit schütterer Strauch- und Grasvegetation; vollständig vergraste Gebiete ohne offene Sandstellen sind für das Anlegen der Brutröhren nicht (mehr) geeignet.
Beide Geschlechter werden im Spätsommer geschlechtsreif (im Gegensatz zu den beiden anderen, frühjahrsreifen Arten), das Weibchen nach vier, das Männchen nach drei Jahren Entwicklungszeit. Ab Ende August verlassen die Männchen ihre Röhren und machen sich auf die Suche nach denen der Weibchen. Ihre charakteristische Zeichnung erhalten sie erst nach der letzten Häutung, bis dahin sehen sie den völlig schwarz- bis anthrazit-farbenen Weibchen recht ähnlich. Da die Röhrenspinnen kolonieweise brüten, können die Wege, die das Männchen zurücklegen muss, relativ kurz sein, es kann aber auch durchaus lange Strecken laufen (bei einer Mitte September im NSG Marienfließ „vermessenen“ Kolonie fanden wir in einem abgrenzbaren Areal von ca. 15 x 15 m ca. 50 Nester, die allerdings nicht alle besetzt und aus diesem Jahr sein müssen).
Dank der „klassischen“ Warnfarbenkombination schwarz/rot mögen die Männchen relativ sicher sein, jedenfalls vor Fressfeinden, die sich visuell orientieren. Bei anderen Räubern, die ihre Beute taktil oder über chemische Signale orten, kann das ganz anders sein. Dazu gehören die Ameisen, insbesondere die vergleichsweise großen Arten der Gattung Formica (Waldameisen) wie die Große Wiesenameise (F. pratensis). Sie deckt ihren Nahrungsbedarf zu etwa 80 bis 90 % aus Gliederfüßern und gilt als eine der aggressivsten Waldameisen-Arten.
Wenn sie im Verband angreifen, dürfte ihnen kaum ein bodenlebender Arthropode entgehen, sie holen sich aber auch regelmäßig auf Gehölzen lebende Tiere wie Blattwespen-Larven. Auch das an sich wehrhafte Eresus-Männchen, das die Ameisenstraße auf der Suche nach der weiblichen Bodenröhre kreuzte, kann den Ameisen nicht entkommen und bleibt am Ende chancenlos. Die Strategie der Ameisen ist äußerst bemerkenswert, vor allem wenn man bedenkt, dass sie über kein Gehirn verfügen, allenfalls über einen Klumpen Ganglien. Solange die Ameisen sich an den Spinnenbeinen festklammern, sie damit zur Unbeweglichkeit verdammen und an der Flucht hindern, können andere Arbeiterinnen ihr Opfer solange malträtieren, bis es aufgibt.
Und über kurz oder lang gibt die Spinne auf, die Ameisen sind geduldig.
Letztlich lohnt sich der Aufwand, denn der Spinnenkörper ist für sie ein fetter Brocken, auch wenn es – am gesamten Staat gemessen – dann doch nur ein kalter Tropfen auf den heißen Stein ist.

Ein großer Dank geht an die Spinnenfans Charlotte, Greta und Maren sowie an den Eresus-Spezi Uli

Commenti 31

Informazioni

Sezioni
Visto da 3.320
Pubblicato
Lingua
Licenza

Exif

Fotocamera NIKON D810
Obiettivo 105.0 mm f/2.8
Diaframma 18
Tempo di esposizione 1/160
Distanza focale 105.0 mm
ISO 200

Hanno messo mi piace