Thomas Lebkücher ™


Premium (Pro), out of mind

Wasserstrahlschneiden!

Wasserstrahlschneiden eines ICE3 Radreifen (zur Materialprüfung)
Höhe des Radreifen ca. 180mm (Schnittverlauf)
Druck des Wasserstrahles 6000 bar


Der Grundstoff für ein Eisenbahnrad ist ein Stahlstrang. Vier Stunden lang wird er bei über 1300 Grad erhitzt. Vor der Weiterverarbeitung werden Eisenoxidrückstände entfernt. Dabei müssen so viele Schlackerückstände wie möglich entfernt werden, da diese sehr hart sind, und sich in das Material drücken könnten. Anschließend senkt sich eine 6000-Tonnen-Presse auf den Rohling und bringt das Rad in seine Form. Die Räder sind 400 Kilogramm schwer und lassen sich nur mit Robotern bewegen. An der Farbe lässt sich die Temperatur ablesen. Je mehr der Rohling abkühlt, desto stärker verfärbt sich der Stahl ins Rötliche. Die Walzwerkzeuge bringen das Rad weiter in Form. Immer wieder wird mit einem Wasserstrahl überschüssige Schlacke entfernt. Damit Fehler im Produktionsprozess nachvollzogen werden können, wird jedes Rad einzeln nummeriert. Aus der heißen Produktion werden ständig Proben gezogen und vermessen. Schließlich kühlen die Räder eine Nacht lang aus.

Nach der Formgebung folgt der entscheidende Arbeitsschritt. Die Räder müssen vergütet werden, damit sie ihre Form behalten. Der Werkstoff Stahl ist nicht nur hart, sondern unter Belastung auch dehnbar. In einem Ofen werden die Räder deshalb nochmals auf 800 Grad erhitzt. Die erneute Wärmebehandlung dient dazu, den Stahl so schnell und intensiv wie möglich abzuschrecken. Dies ist notwendig, um seine internen kristallinen Strukturen zu festigen und den internen Gitter-Aufbau der Moleküle „einzufrieren“. Ist der Stahl zu hart, wird er spröde und bricht. Ist er zu weich „quillt“ das Rad unter Belastung auseinander. Das „perfekte“ Rad muss deshalb nicht nur hart, sondern auch zäh, also leicht biegsam bleiben. Eine delikate Balance, die ausgelotet werden muss.

In einem Härtetest wird die Mischung überprüft. Dazu wird eine kleine Stahlkugel in das Rad gepresst. Aus dem Durchmesser dieses Eindrucks lässt sich der genaue Härtegrad ableiten. Schließlich werden letzte Unebenheiten in einer CNC-Fräse abgeschliffen. Die Maschine, die dazu benötigt wird, arbeitet im Bereich von hundertstel Millimetern, denn die dynamischen Kräfte zwischen Rad und Schiene würden jede Unrundheit auf das Material übertragen und extrem belasten.
Bei Hochgeschwindigkeitszügen wie dem ICE 3 werden ausschließlich komplette Radsätze geliefert. Rad und Welle werden ohne feste Verbindung ineinander gepresst. Ohne Nut oder Verschraubung. Allein die Keilwirkung reicht aus, um das Rad bei starker Beanspruchung in Position zu halten. Auch bei 300 Stundenkilometern.

Commenti 13

  • Hatschi 16/05/2007 10:34

    Halli Hallo
    Feine Aufnahme und Beschreibung.

    "Nur" Wasser schneidet hier ja nicht, es werden meißt Partikel (Quarzsand,...) zum Wasser zugefügt welche dann in Wirkung eines Schleifpapieres ähnlich sind.

    Von dünnsten Blechen bis zum sprengen von Felsbrocken werden Wasserjets verwendet.
  • Thomas Lebkücher ™ 24/02/2007 23:15

    @Ralf,
    Seacam - silver Nikon DxXs Unterwassergehäuse :-)
  • Ralf Büscher 18/02/2007 15:43

    6000 Bar! Respekt. Und wie hast du deine Kamera vor Sprizwasser geschützt?

    Ralf
  • Flo Steindl 15/02/2007 14:58

    faszinierend! Ist eigentlich immer wieder interessant wie stark wasser sein kann.. sehr aufschlussreicher Text auch

    Grüße
  • Nils der Knipser 15/02/2007 10:16

    Hallo Tom,

    ich habe hier noch ein Stück Butter im Kühlschrank, steinhart... ich glaube nicht, dass dein Schneider da durchkommt :-)

    Schöner Spritzwasseraufnahme. Da wäre auch eine Langzeitbelichtung mal interessant, oder?

    Gruß, Nils.
  • Christoph D. 15/02/2007 7:31

    Ok, ich gestehe, dass mich die Thematik nicht wirklich interessiert. Das Foto an sich ist aber umso umwerfender, tolles Schärfeebenen-Spiel.

    Gruß
    Christoph
  • Björn U.. 15/02/2007 0:58

    wo treibst du dich denn rum ?

    und wie bekommt man die 6 kbar Druck auf den Wasserschlauch ?

    Gruß Björn
  • ReMo-49 14/02/2007 19:52

    Gut fotografiert und verständlich erläutert. So lernt man täglich was dazu...
    Gruß Reiner
  • Peter Ackermann 14/02/2007 19:07

    Wieder was gelernt....!
    Schöne Doku!
    Viele Grüße!
    Peter
  • Torsten Hellfritz 14/02/2007 18:34

    Ah super scharf aufgenommen.
    Warst also dabei :-)
    Deswegen auch der Schreck mit dem Peng!!!!.

    Gruß Torsten
  • Jörg und Birgit Henze 14/02/2007 18:23

    sieht ja cool aus...


    LG
    JH
  • Jan van Dyke 14/02/2007 18:10

    Super Bild und super Beschreibung, Wasserstrahlschneiden ist einfach Genial.

    Gruß Jan
  • Markus Wallura 14/02/2007 17:50

    Sehr beeindruckend - in Bild und Wort!
    LG
    mac