Sabine Streckies 01


Premium (World), Offenbach am Main und Weilrod im Weiltal

Wassergefüllte Fahrspuren im Wald: Eine kleine Wunderwelt für sich 03

Vor einigen Wochen hatte ich mehrere wassergefüllte Fahrspuren im Wald entdeckt und war nun – bei wesentlich höherer Temperatur – noch einmal dort.
Erfreulicherweise fehlte trotz des allgemeinen Regenmangels gar nicht so viel Wasser.
Bald zwei Stunden war ich bei den Pfützen und habe das dortige Leben bewundert: Da waren Käfer, Molche, Wanzen, Fliegen und vieles mehr.
Gerne hätte ich alles fotografiert, leider war mir das nicht möglich – vor allem deshalb, weil es alle im Wasser sehr eilig hatten und große Unruhe herrschte.

Auf das orange “Ding“ mit den vielen Wasserläufern konnte ich mir zuerst keinen Reim machen. Beim näheren Herangehen stellte sich heraus, dass es sich um einen ins Wasser gefallenen Dickkopffalter handelte, der von den Wasserläufern verspeist wurde.
„Wasserläufer leben auf mäßig belastetem Wasser und benötigen eine Wassertemperatur von 11–15 °C. Sie ernähren sich räuberisch von verschiedenen Insekten, die aufs Wasser fallen. Solche ums Überleben rudernde Tiere reizen die empfindlichen Vibrationssinnesorgane in den Beinen, wodurch die Beute geortet werden kann. Die Fortbewegung erfolgt mit raschen synchronen Ruderschlägen des mittleren Beinpaares, wobei die Tiere mit bis zu 1,5 m/s sehr schnell werden können. Es können auch 30 bis 40 Zentimeter hohe und weite Sprünge beobachtet werden.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserl%C3%A4ufer

Dann waren da Fliegen mit wunderschönen grünen Augen. Erst waren es nur einige wenige, später wurden es mit der tieferstehenden Abendsonne immer mehr – ich schätze einige Hundert.
Auch diese Fliegen hielten keinen Moment still, sie flogen u n d liefen über das Wasser.
Ziemlich sicher handelt es sich um Grüne Langbeinfliege (Poecilobothrus nobilitatus)
https://de.wikipedia.org/wiki/Poecilobothrus_nobilitatus

Leider ist ein 200er Makro an der Nikon D500 und aus der Hand dafür nicht das optimale Objektiv, die Aufnahmen wären mit einer Kompaktkamera oder Smartphone sicher besser geworden und hätten vor allem mehr Tiefenschärfe. Allerdings war auch einige Entfernung zu überwinden und so bin ich letztlich doch noch ganz zufrieden.

Ob es sich bei den kleineren, etwas kompakten Insekten auch um Wasserläufer handelt, weiß ich nicht. Falls ja, dürfte es eine Larve sein.
Die Kleinen liefen jedenfalls ausschließlich auf dem Boden der Pfützen herum.
Auf dem einen Foto kann man im Sand noch ein weiteres Insekt mit Flügeln erkennen. Ob dies „dahin gehört“ oder auch ins Wasser gefallen war, kann ich nicht sagen und habe es erst am häuslichen Monitor entdeckt.

Wie schon so oft hat mir dieses Erlebnis bestätigt: Jede Fahrspur auf Waldwegen, in der sich Wasser sammeln kann, muss gefeiert und es sollten noch viel, viel mehr geschaffen werden.
Die neue Hessische Naturschutzrichtlinie könnte Grundlage für entsprechende Forderungen an die Waldeigentümer und deren Dienstleister sein.
Die zahlreichen Tiere, die ich gesehen habe, waren sicher nur die Spitze des Eisbergs: Wo sauberes Wasser ist, ist immer viel Leben.

Wassergefüllte Fahrspuren im Wald: Eine kleine Wunderwelt für sich 01
Wassergefüllte Fahrspuren im Wald: Eine kleine Wunderwelt für sich 01
Sabine Streckies 01

Wassergefüllte Fahrspuren im Wald: Eine kleine Wunderwelt für sich 02
Wassergefüllte Fahrspuren im Wald: Eine kleine Wunderwelt für sich 02
Sabine Streckies 01


Hessen, Hochtaunuskreis, 05.07.22.
Nikon D500, Nikkor Micro AF 4/200, aus der Hand.

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