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Ines Pérez Navarro


Free Account, Dresden

vertraeumt

fuer: Dirk Hofmann
Hans Eder
Hardy Blues
Stefan Rohner
Siegfried Hansen
Wurznsepp.

mehr aus dieser Serie seht ihr unter diesem Bild:

zufrieden
zufrieden
Ines Pérez Navarro




Pentacon F, 50 mm, ISO400, Tageslicht...wieder da, das war das aus versehen geloeschte...

Mit seinem Dichterblick gefaellt er mir am besten der Schriftsteller und Grafiker Paul H. Sukowski...mein lieber Wahlgrossvater...

Diesmal gibts ich einen Auszug aus einer Kurzgeschichte....

aus: "Woher sie kam, wohin sie ging...Eine Gaengeviertelskizze"

Nicht nur der schmale, windschiefe Kattengang war in abendliches Blau gehuellt, das ganze Gaengeviertel schwamm in diffusem Licht und ueberm Sandfleet wehten silbergraue Nebel. Nur ueber Heino Brecks "Paradieshof" gluehte schon in muedem Rot die Ampel vor sich hin, mit dem alten Schriftzug "Bille-Bier". Wie jeden Abend spiegelte sich in Palle Luemanns Samowar, den hatte sich der alternde Dichter damals mitgebracht aus dem lettischen Riga, lange bevor ihn ein tueckisches Leiden namens Malaria zwang, den Seemannsberuf aufzugeben und Dichter zu werden, ein ziemlich erfolgloser, wie man zugeben muss...
Nun sah Palle Luemann hinunter auf den "Paradieshof", sehnsuechtig und apathisch zugleich. "Schall ick, oder schall ick nich...", dachte er, entschloss sich dann aber doch, die Kneipe zu besuchen. Vielleicht stand das Maedchen ja doch hinterm Tresen. Wie hiess sie nur gleich - Inse? Seltsamer Name! Nie gehoert! So raetselte man im Viertel: War sie nun aus Finnland oder ais dem Litauischen? Jedenfalls: eines Tages war sie da, mit einem kleinen Maedchen, weizenblond und schraegaeugig, das sie Lenka rief; mietete eine winzige Kellerwohnung (Kattengang 7)und richtete sich eine Werkstatt ein: "Kunsttoepferei & Porzellanmanufactur" - manchmal half sie auch aus, in Heino Brecks "Paradieshof". Wie an jenem Herbstabend, wo der Sturm vom Strom her ziemlich ruepelhaft durch den Kattengang fauchte, wo die aschblonde Inse dem eisgrauen Palle einen heissen Eiergrog servierte, was die ganze Kneipe zum Wiehern brachte, was Heino Breck, den weissblonden Wirt und Muskelprotz, sogar zu einem augenzwinkernden:"Dat gibbt Kraft!" ermunterte. Die Inse verstand es nicht, der Palle ueberhoerte es, nur Manda Breck, Heinos alte, halbtaube Mutter, nuschelte ein verwaschenes:"Hol du dien Muhl, Jung!"durch den blauen Tabakrauch...
Es war noch garnicht solange her, da hatte die Inse den Palle in seiner kleinen Mansarde gesund gepflegt, mit viel starkem Tee und goldgelber Huehnerbouillon. So kam man sich naeher. Nur ueber den Samowar lies Palle Luemann nicht mit sich reden! Inse wollte ihn kaufen, als Blickfang ihrer Toepferei, doch er thronte nach wie vor - einsam und stolz - zwischen Palle Luemanns Buechern. Er wurde langsam alt und blind (...der Samowar!) Palle hingegen wurde zusehends juenger, daran war die Inse nicht ganz schuldlos. Als Weihnachten nahte, tappte der Palle schon wieder ueber verschneites Kopfsteinpflaster, behutsam gefuehrt von Inses kleiner Tochter Lenka...
Um Sankt Katharinen herum war Christmarkt, wie jedes Jahr. Die mueden, bruechigen Fachwerkhaeuser waren festlich illuminiert (...wie jedes Jahr) und der alte Aalweber versuchte mit seinem "Aale, Aale!" gegen das heisse Orchestrion anzukraechzen. Wie gesagt: alles war wie jedes Jahr! Nein, nicht alles! Etwas war neu: Heino Breck war anders: aus dem blonden Gastwirt und Spassvogel war ein "Don Enrique" geworden. In ein zu enges, gruen-weiss-rotes Trikot gezwaengt und mit schwarzer Peruecke praesentierte sich der Kroeger als Meistersinger von Madrid.
Der naechste Morgen war der letzte, der die Inse herueberhuschen sah, von Palle Luehmanns Mansarde (Kattengang 4) in ihre (Inses) kuschelige Toepferwerkstatt. Jener Christmarktbesuch war Palle Luemanns Todesurteil - er wusste es nur noch nicht...

Natuerlich ist die Geschichte hier nicht zuende...sie faengt fast gerade an...

das Schoenste, was ich dazu mitbekommen habe war die Widmung von Paul:
Durch viele Gaenge meines langen Lebens,
in manchem Viertel suchte ich nach dir,
das grosse Gluecklichsein blieb meist vergebens,
und erst im Herbst begegnetest du mir,
fast alle Traumgebilde sind zerbrochen,
noch eh`sie richtig war geworden sind.
Dazwischen ein paar zauberische Wochen,
und dafuer dank ich dir, mein schoenes Kind!


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09/11/2003 152 Pro / 142 Contra