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Post von Emmery …

Post von Emmery …

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Post von Emmery …

… lieber Goldfisch

ich muss Dir von meinem Tag in Paris berichten

Der Termin stand schon einige Wochen auf dem Kärtchen mit Wochentag, Stunde und die Anschrift mit der Telefonnummer …

Die geschwungene Treppe in dem alten Haus mit dem blanken Holzhandlauf und der abbrechende Lichteinfall durch die sich schließende Eingangstür nebst zahlreichen Briefkästen gefüllt mit Papier, Umschlägen, Zeitungen und …

ließ meinen Schatten an der zweifarbig abgesetzten Flurwand mit jeder Stufe kleiner werden …

Das Fensterlicht in der folgenden Etage wurde zu einem Aufhellen meiner Gedanken und auf der Fensterbank stand eine Topfblume …

Drei Etagen …

Wiederholung der Ereignisse …

nur die Topfblume auf der Fensterbank
in der ersten Etage …

wiederholte sich nicht …

Hinter der hohen Wohnungstür knarrte der Holzfußboden und zählte die Schritte bis zum Stuhl an der Wand mit der hellen grauen Farbe unter dem übergroßen Bilderrahmen mit der Fotografie eines geschwungenen Treppenhauses durch die offen Eingangstür mit dem Licht der Straße an der zweifarbig abgesetzten Flurwand …
und dem geschwungenen Treppenhaus …

auf der Fensterbank steht eine Topfblume …


Ich nenne ihn Handwerker …
und erzählte ihm…
seine gradlinigen Auskünfte und die unumstößliche Diagnose mündet in kompromissloser Arbeit mit Werkzeug, Licht und dem verblassten Ausspülglas … gefüllt mit klarem kalten Wasser … ohne Worte … mit dem Spiegelbild… die künstlerische Feinarbeit bis hin zum polieren …



Er fragte …


nach einer kurzen Weile:




„… sollte ich mehr erzählen“ ?




Die Still …



war es …

bis unter die hohe weiße Zimmerdecke mit dem Stuck





Die Stille



Auf dem Bürgersteig zwischen der Straße und den Häuserwänden …

stand eine Holzleiter unter das Fenster im zweiten Stockwerk gelehnt …

eine junge Frau stieg die Sprossen nach unten

sah sich um … nach unten schauend …

zu dem jungen Mann, der die Leiter …

und dieser den Menschen auf dem Bürgersteig
zwischen den Häusern hinterher sah …


ohne Worte …




Die Stille



in seinen Augen …



Die Stille



Zwei Frauen tänzelten lachend um die Leiter
setzten sich in das Café in der Straße
hinter die große Fensterscheibe
an einen kleinen Tisch
mit zwei bunten Stühlen …

Wie auf einer Theaterbühne

sah ich als Zuschauer …

das Stück der beiden Frauen
ungeprüft und unwissend
von ihnen

aufgeführt …

hinter der Fensterscheibe
in dem Café in der Straße …

die Beine übereinander geschlagen
die Köpfe nah
lachend
gestikulierend

endete das Stück

im Verharren des Momentes

als wäre etwas …



Die Stille



hinter der Fensterscheibe
beim Cafétheater
mit Straßenpublikum



Die Stille




wurde unterbrochen …

durch einen Lieferkarren
rumpelnd die Räder
mit der Hand gezogen
über den Bürgersteig

in den Blumenladen
mit der StraßenDeko
aus …

als würde die Welt aus Blumen
und Pflanzen und …

Dekoration …



Eine Topfblume

fiel von dem Lieferkarren
mit den
rumpelnden Rädern

die Tür vom Blumenladen

schlug lautstark zu …



Die Stille



lag auf dem Bürgersteig …


Die Topfblume




Die Stille




Goldfisch …

Der Blumentopf
mit der Pflanze

ist wieder repariert …


wie ein Handwerker …

die künstlerische Feinarbeit bis hin zum polieren …



und steht auf der

Fensterbank

im Treppenhaus …

in der ersten Etage …



Die Stille



Meine Freundin Goldfisch

ein Tag in Paris

in Stille

Dir mit stillen Worten

geschrieben …



… „sollte ich mehr erzählen“?



Liebe Grüße
aus Paris :-)


Deine Freundin

Emmery

Commenti 14

  • lilabigblue 26/06/2022 0:56

    genau so war es...als ich in einem tollen Haus gewohnt habe mit einem Hinterhof und einem Treppenhaus in dem man wohnen konnte... und das Café zur Strasse....neben an die Künstlerwerkstatt...
    lg
  • Claudia S 65 02/06/2022 16:40

    Sehr natürlich und total schön !
    Liebe Grüße,
    Claudia
  • Anette Z. 20/05/2022 20:30

    Pssst! Leise, ich will den Brif von Emmery lesen.

    Blick zurück. Auf das, was sie zu sagen hat vielleicht?
    Hinter dem Goldfisch ist die Zukunft. Ein Lichtspiel aus Bokeh im Baum. Mit dem Sommer vor ihm … hinter seinem Rücken. Denn er hat sich umgedreht, um zurück zu schauen auf Emmerys Tag.

    Aufmerksam, neugierig, auf kindliche Weise empatisch.

    Weil Kinder die Welt verstehen, ohne darüber nachzudenken.

    Das sehe ich im Bild.

    Das Gedicht fällt mir schwer. Ich sehe endlose Wiederholungen. Spüre Frieden und Licht dabei.
    Aber auch Monotonie. Und ganz viele echte Momente.
    Manchmal ungetrübt. Manchmal nicht.

    Vielleicht kannst du mir etwas dazu sagen, was du geschrieben hast. Ob es das ist, was ich hier lese?

    Gruß, Anette
  • Claudia Britt 20/05/2022 15:50

    Würde gerne kommentieren, kann aber nicht - sprachlos...
  • piro42 19/05/2022 19:22

    Pscht. Leise. Zerstört diese fast greifbare Stille nicht. Gratuliere.
    Grüße Roman
  • Maud Morell 18/05/2022 17:14

    In deine Poesie kann ich versinken.
    LG von mir, Maud
  • Joachim Aniol 17/05/2022 18:44

    Ein Porträt von Jule, das mir sehr gut gefällt. Wie die Zeit vergeht. 
    Liebe Grüße an dich und deine Lieben.
  • Thomas Heinick 17/05/2022 12:59

    Musik und Emotionen zum Lesen und genießen. Dazu zeigst Du ein zauberhaftes Portrait, das zugleich eine Reminiszenz an die gute, alte und analoge Schwarzweißfotografie ist. Wie oft habe ich nächtelang in der Dunkelkammer gestanden und bin von dort aus gleich müder aber glücklich zur Arbeit gefahren.
    Herzliche Dienstagsgrüße
    Thomas
  • Nicole Oestreich 17/05/2022 11:26

    Ist dir klar, das du den Leser mit auf Reisen nimmst? Das du diese Worte so schreibst, das man sich mit dort fühlt? Man sieht es vor seinen Augen und das Herz schlägt herrlich langsam und entspannt... die Eindrücke... aber vor allem dieser Wunsch diese Treppenhaus im Bild festhalten zu können... eben um ein Stück für sich mitnehmen zu können.
    Dein Bild dazu zeigt das lauschen der Worte die du geschrieben hast (zumindest für mich) und deine kleine Maus ist zauberhaft (wollte ich dir noch mal mitteilen).
    Einen Gruß vom Meer... aus dem Garten der und die Sonne nebst Worten genießend... 
    Nicole
  • 13. Fee 17/05/2022 10:52

    "Post von Emmery" bedeutet für mich:
    Kurz einen Tee holen, das Radio leiser drehen, die Post lesen, die Stille hören,
    diesmal dem Cafetheater beiwohnen, daran erinnert zu werden, die Blumen zu gießen.
    Dann das Foto für gut befinden.

    Danke
    Gruß Fee
  • BluesTime 17/05/2022 10:13

    bild passt prima zum text, also psst
    lg
  • zone IV photografie 17/05/2022 10:11

    wundervoll geschrieben deine erzählung...
    gruss beni...