my nuclear wednesday afternoon
mein vater hob sich immer diese besonders gute flasche rotwein auf für den tag, an dem die große bombe fiele. aber das war damals, in den achtzigern.
wir hatten nur eine flasche champagner von aldi da und bekamen sie im eisfach gerade mal halbwegs kalt, als die fernsehnachrichten so plötzlich so seltsam unwirklich wurden und sie kurz darauf nur noch diese irgendwie antiquiert wirkende endlosschleife aus dem archiv sendeten - bonbonfarbene ästhetik aus den anfangstagen des farbfernsehens.
wir gingen runter zum strand, es war still und für die jahreszeit ungewöhnlich mild. wir kuschelten uns eng aneinander, starrten in den himmel und tranken aus der flasche. sie wollte wohl irgend etwas ewig gültiges sagen, aber fand nicht die richtigen worte. ich hätte gerne eine zigarette gehabt und ärgerte mich darüber.
die rakete huschte wie eine sternschnuppe über den horizont und spuckte die sprengköpfe in einem interessanten muster über dem stützpunkt aus. der erste blitz hatte etwas aufregendes, wie beim finale eines feuerwerks.
wir hatten die flasche nur knapp zur hälfte geschafft, aber warmer champagner ist eh nicht so meine sache.
Peter Meier 03/11/2004 21:49
stimmt, der horizont ist schief. asche auf mein haupt.