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Mull-Welten (1)

Ihr habt wahrscheinlich noch nichts von den Mullen gehört, drum möchte ich euch einige dieser seltsam anmutenden und versteckt lebenden Tiere vorstellen.

Hottentotten-Goldmull (Amblysomus hottentotus Smith 1829)
Aussehen, Maße
Der Hottentotten-Goldmull erreicht eine Körperlänge von elf bis vierzehn Zentimeter sowie ein Gewicht von 60 bis 80 Gramm. Männchen sind zum Teil erhablich größer und schwerer als Weibchen. Die Körperform ist ausgesprochen kompakt.In der zum Teil kalten und feuchten Erde wirkt das Fell isolierend und schützt die Tiere gegen Kälte und Nässe. Der Hottentotten-Goldmull besitzt zwar im Fell liegende Augen, sie sind jedoch blind. Die Ohren liegen ebenfalls im Fell verborgen. Mund und Nasenlöcher sind vollständig verschließbar, so daß keine Erde in Körperöffnungen eindringen kann. Die Extremitäten sind zwar kurz, aber vor allem die Vorderbeine sind extrem kräftig ausgebildet. Zudem enden die Füße in vier mächtige Krallen, die zum Graben unter der Erde eingesetzt werden.

Verhalten
Der Hottentotten-Goldmull gräbt umfangreiche Gangsysteme unter der Erde. Mit dem spitz zulaufenden Kopf wird die lockere Erde beiseite geschoben. Mit den Vorderfüßen wird die Erde dann nach hinten geschoben. Mit den Hinterbeinen wird die Erde an die Oberfläche geschoben. Die Füße dienen auch zum Befestigen der seitlichen Wände. Hierzu stampfen sie mit den Füßen die Erde regelrecht fest. Pro Tag kann ein Hottentotten-Goldmull eine Strecke von bis zu zehn Metern grabend überwinden. Die Tiere sind überwiegend nachtaktiv. Dann bauen sie ihre Gangsysteme aus und gehen auch auf Nahrungssuche. Sie leben in ihren Bauten einzelgängerisch und dulden außerhalb der Paarungszeit keine Artgenossen in ihrer Umgebung. Dabei kann es bei einem Aufeinandertreffen durchaus zu einem Kampf kommen. Teilweise leben sie in Koexistenz mit anderen Mull-Arten wie beispielsweise Graumullen. Diese Tiere werden geduldet, da sie mit ihnen nicht in Nahrungskonkurrenz stehen.

Hottentotten-Goldmulle verfügen über komplexe Verständigungsmöglichkeiten. So erzeugen sie durch Kopfstöße und Fußtritte Vibrationen, die andere Hottentotten-Goldmulle wahrnehmen können. Mit ihren Ohren können sie selbst extrem niederfrequente Töne wahrnehmen. Während der Paarungszeit kann der Hottentotten-Goldmull auch mittels Tönen kommunizieren. Die Laute ähneln eine Vogelgezwitscher. Zu den natürlichen Hauptfeinden zählen insbesondere Schlangen, die in ihre Gangsysteme eindringen können. Auch Schakale und andere Raubtiere shaffen es gelegentlich einen Hottentotten-Goldmull auszugraben. An der Erdoberfläche, an die sie allenfalls in der Nacht kommen, gehören insbesondere Greifvögel wie Eulen zu ihren Feinden.


Verbreitungsgebiet
Der Hottentotten-Goldmull ist hauptsächlich im südlichen und südöstlichen Südafrika sowie in Swasiland und im südlichen Mosambique verbreitet. Die Tiere leben zumeist in mäßig feuchter und lockerer Erde von Wiesenn lichten Wäldern und Savannen. Ausgesprochen trockene Gebiete werden hingegen gemieden. Der Hottentotten-Goldmull kommt sowohl in der Ebene als auch im Hügel- und Bergland bis in Höhen von gut 3.000 Metern vor. Seine Gänge unter der Erde können bis in Tiefen von gut 50 Zentimeter reichen. Sein System aus Gängen weist dabei durchaus eine Gesamtlänge von 100 bis 150 Metern auf. Stellenweise verlaufen die Gänge auch unmittelbar unter der Erdoberfläche.

Nahrung
Der Hottentotten-Goldmull ernährt sich unter der Erde insbesondere von Würmern, Insektenlarven, Schnecken und Spinnentieren. Ihre Beute lokalisieren sie über ihren überaus feinen Geruchssinn. Auf Wasser zum Trinken sind sie aufgrund ihrer Nahrung und der feuchten Erde in der sie leben nicht angewiesen.

Fortpflanzung
Die Paarungszeit ist an keine bestimmte Jahreszeit gebunden, jedoch fallen die meisten Geurten in die Regenzeit. Die Regenzeit macht auch Sinn, da zu dieser Zeit ein Überfluss an Nahrung herrscht und die Aufzucht der Jungen sichergestellt ist. Das Werbe- und Imponierverhalten der Männchen geht mit stampfenden Füßen und lautstarken Äußerungen einher. Dabei kommt es zu regelrechten Verfolgungsjagten vom Männchen und Weibchen. Nicht selten kommt das Weibchen bei dieser Hetzjagd zu Tode. Ist alles gut gegangen kommt es zu einer Paarung. Die Tragezeit kann sich über 40 bis 45 Tage erstrecken. In einer kleinen ausgepolsterten Wohnhöhle bringt das Weibchen zwischen einem und drei Jungtiere zur Welt. Die Jungtiere weisen eine Körperlänge von fünf Zentimeter auf und wiegen zwischen 30 und 40 Gramm. Nach zwei bis drei Monaten sind die Jungtiere selbständig und verlassen ihre Mutter. Über die Lebenswerwartung liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor.

Text von tierdoku.com
weiterführender Link:http://www.calacademy.org/research/bmammals/afrotheria/golden_moles/

(Aufnahme: Hottentotten-Goldmull-Präparat aus dem Senckenbergmuseum Frankfurt, frech in die Südafrikanische Savanne gesetzt. Oben rechts: Verbreitungskarte. Weitere Mull-Arten werden folgen.)

Commenti 3

  • Inge-Lore Hebbel 21/09/2008 20:23

    Wie kriegt man diese scheuen Gesellen überhaupt vor die Kamera!
    Ich mag diese Kerlchen!
    VG I.-L.
  • diesunddas 29/11/2007 15:20

    das sind ja tolle Tiere - die gefallen mir - gruß Vilja
  • Qrt Laederach 27/11/2007 0:26

    Hab gedacht, die Hottentotten sind schon lange bei den Totten ... ;-)
    aber dass da noch so komische Tiere existieren,
    die diesen Namen als Vorhängsel bekommen haben ... tzzzzz
    könnten ja auch Neander-Goldesel heissen...
    oder Urmeerschweinchen...

    Das Bild ist übrigens sehr schön zusammegestellt,
    auch der HG passt bestens.
    Eine richtig liebevolle Arbeit, Erika !

    Für all die, die sich noch mehr in dieses Gebiet vertiefen wollen,
    empfehle ich folgende, frisch entdeckte und sehr lehrreiche Seite:
    http://www.ih-es.de/hottentotten.htm

    lg vom qrt .... ;-)