sabiri


Premium (World), Schöneck

Guter Brunnen

Man schrieb das Jahr 1709, als zwei Kräuterfrauen in einem Wald nahe der Stadt Hanau auf eine bis dato unbekannte Quelle stießen.
Der Genuss des Wassers soll bei den beiden Damen, so heißt es, von „durchschlagender Wirkung“ gewesen sein, was auf den damaligen Landesherren, Graf Philipp Reinhard von Hanau-Lichtenberg, offensichtlich mächtig Eindruck machte. Er stufte die neue Quelle nämlich als heilkräftig ein und ließ sie fassen. Die Geburtsstunde des „Guten Brunnens“ von Wilhelmsbad hatte geschlagen.
Denn schließlich war das Auffinden des „Guten Brunnens“ auch der Beginn für den Aufbau einer der mondänsten Kuranlagen ihrer Zeit. 1777 begann der regierende Graf von Hanau, Erbprinz Wilhelm von Hessen-Kassel, den bis dahin nicht gerade florierenden „Guten Brunnen“ auszubauen. Er finanzierte die luxsuriöse Kur- und Badeanlage mit Geldern, die er aus dem Soldatenhandel mit seinem englischen Vetter, König Georg III., „erwirtschaftet“ hatte. 1789 erhielt die Anlage den Namen ihres Erbauers: Wilhelmsbad.
Doch dessen Blütezeit war kurz. Denn schon bald stellte sich heraus, dass das Wasser aus den Wilhelmsbader Quellen - inzwischen hatte man mehrere entdeckt - weder gesund war noch besonders ergiebig. Es floss sogar so spärlich, dass Wasser aus Selters, Ems, Schwalheim und Pyrmont herangeschafft werden musste, um die erlauchte Kundschaft zu bedienen.Die „Wiederbelebungsversuche“ für Wilhelmsbad als therapeutische Einrichtung nahm groteske Züge an. So habe man zum Beispiel „Nauheimer Mutterlauge“, ein Abfallprodukt aus der dortigen Salzproduktion, in großen Bottichen nach Wilhelmsbad transportiert und in die Bäder geleitet. So kam es, dass man in Wilhelmsbad in Nauheimer Wasser badete, lange bevor Nauheim als Kurbad reüssierte,
Wilhelmsbad entwickelte sich daraufhin in den nächsten Jahrzehnten mehr und mehr zum beliebten Ausflugstreff, vor allem für Frankfurter, die die im Revolutionsjahr 1848 gebaute Bahnverbindung nutzten. Heute sind die Wilhelmsbader Quellen vollkommen versiegt. Was blieb, ist eine ehemalige Kuranlage in einem Landschaftspark, der zu einem der schönsten weit und breit gehört.
Quelle: https://www.op-online.de/region/hanau/guter-brunnen-weder-heilsam-noch-ergiebig-441650.html

Commenti 23