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Für Kairos - Manchmal kann ich ihn noch fühlen

Für Kairos - Manchmal kann ich ihn noch fühlen

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Elke Führer


Free Account, Koblenz

Für Kairos - Manchmal kann ich ihn noch fühlen

Auch jetzt noch, nach so vielen Jahren, wenn ich unterwegs bin, dort, wo ich mit ihm ging, erscheint aus dem Nichts heraus plötzlich sein Gesicht. Es grinst mich unternehmungslustig an, verlischt, und Sekunden später taucht ein Schemen zwischen den balgenden Hunden auf, die mir auf meinem Spazierweg um die Beine wuseln. Es ist beinahe plastisch, die Bewegungen lebensecht.

Ich sehe das dreifarbige Fell, dessen Braun je nach Jahreszeit heller oder dunkler leuchtet, die Fahnen an den Vorderbeinen – wieder mal voller Kletten.
Seine Stimme, volltönend wie ein Sechszylinder, dann ungeduldig hell: „Nun mach schon endlich, wirf den Stock!“ Seine Zunge hängt schelmisch seitwärts aus dem Maul, die Augen leuchten, haben noch nicht diesen bläulich-grauen Schleier…
Seine Muskeln spielen, die Hinterbeine drücken sich kraftvoll ab, keine Spur von unsicherem Gang oder gar von Taumeln…
Wenn der Stock in die falsche Richtung fliegt, nimmt sein unglaubliches Gehör den Aufprall wahr. Er schlägt einen Haken und schnappt den Knüppel mit seinem mörderischen Gebiss.

Ich wache auf. Etwas hat mich an der Wade gestupst: Zwei kleine Hunde, die einen wilden Scheinkampf aufführen.
Komisch, manchmal fühle ich mich immer noch wie amputiert an der linken Seite… Die Bilder wechseln.

Sein Gang ist mühsam geworden, aber sein Kiefer umklammert eisern einen Knüppel, den er mir dann und wann vor die Füße wirft. Ich schleudere ihn nur noch ein paar Meter weit, damit seine trüben Augen dem Flug folgen können, denn den Aufprall hört er schon lange nicht mehr. Immer öfter bleibe ich stehen, tue, als sähe ich mir die Gegend an oder ziehe einen Striegel aus der Tasche, um mal flüchtig übers Fell zu bürsten, Zeit, damit er wieder zu Atem kommt. Es ist ihm peinlich, dass er nicht mehr so kann, darum tue ich, als merke ich es nicht.
Anhänglich ist er geworden, er, der früher keine Zeit hatte, bevor er nicht mindestens fünfzig Stöcke gefangen, ausgiebig die Zeitung gelesen und wenigstens zwei Rüden verhauen hatte.
Jetzt brauchen wir eine Stunde für eine Strecke, die wir früher in zwanzig Minuten zurückgelegt haben. Und wir genießen die Zeit…

Unser letzter gemeinsamer Gang ist nun sieben Jahre her. Ich gehe die alten Wege, sehe neue Generationen von Hunden um mich herum, und manchmal ist einer dabei, der sieht mich durch seine Augen an.
Ich gehe weiter, ganz in Gedanken, weit weg, und plötzlich spüre ich eine vertraute Wärme an meinem linken Knie. Ich sehe hin, da ist nichts.
Aber manchmal kann ich ihn noch fühlen.

©Elke Führer, 2007
Abdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung der Autorin

Info: Bild entstand mit analoger Minolta im Jahre 1986 und wurde eingescannt, daher die schlechte Qualität.

Commenti 15

  • Peter Führer 13/06/2015 18:08

    Einen ergreifend schönen, bewegenden Nachruf an deinen geliebten Kairos hast du da geschrieben, ja, Hunde sind oft die besseren Menschen, sagte mal jemand, sowie schöne Erinnerung, wenn auch wehmütige in diesem Falle, die kann uns keiner nehmen.
    Dir einen schönen Abend u einen angenehmen Sonntag,
    Liebe Grüße, auch von Helga,
    Peter
  • Hessilady 07/10/2011 20:33

    Ich bin zum schon so oft zurückgekehrt, zu diesem Bild und seinem Text. Immer dann, wenn ich an meine Janka denke. Wenn ich mir ihre Bilder hier anschaue, und im Stillen um sie traure.

    alles liebe
    hessilady
  • Hessilady 31/03/2011 20:31

    mir kullern die tränen.
    ich muss so sehr an meine janka denken,
    bei den worten, die du an kairos gerichtet hast.
    ich kann sie fühlen, wie du ihn.
    immer wieder, sekundenlang.

    alles liebe
    hessilady
  • Hubertus R. Becker 12/03/2010 14:23

    Berührend - bewegend - bezaubernd.
    Jeder der Tiere hat oder hatte wird dich verstehen können.
    LG Hubertus
  • SiBo 29/01/2010 2:15

    WARUM es tut so weh
    WARUM es tut so weh
    SiBo
    Leihe mir ein Tier


    "Ich will dir ein Tier für eine Weile leihen",
    hat Gott gesagt.
    "Damit du es lieben kannst, solange es lebt
    und trauern, wenn es tot ist.

    Ich kann dir nicht versprechen, dass es bleiben wird
    weil alles von der Erde zurückkehren muss.
    Wirst du darauf aufpassen, für mich,
    bis ich es zurückrufe?

    Es wird dich bezaubern
    um dich zu erfreuen,
    und sollte sein Bleiben nur kurz sein,
    du hast immer die Erinnerungen
    um dich zu trösten.

    Willst du ihm alle deine Liebe geben
    und nicht denken, dass deine Arbeit umsonst war?
    Und mich auch nicht hassen
    wenn ich das Tier zu mir heim hole?"

    Mein Herz antwortete:
    “Mein Herr, dies soll geschehen!
    Für all die Freuden, die dieses Tier bringt
    werde ich das Risiko der Trauer eingehen.

    Wir werden es mit Zärtlichkeit beschützen
    und es lieben, solange wir dürfen.
    Und für das Glück, das wir erfahren durften
    werden wir für immer dankbar sein.

    Aber solltest du es früher zurückrufen,
    viel früher, als geplant
    werden wir die tiefe Trauer meistern
    und versuchen, zu verstehen.

    Wenn unser geliebtes Tier
    diese Welt voll von Spannung und Zwietracht verlässt,
    schicke uns doch bitte eine andere bedürftige Seele
    um sie ihr Leben lang zu lieben."



    (Verfasser unbekannt)
  • Jamee 26/12/2009 6:42

    Deine Worte geben das wieder ,was auch ich immer wieder spüre.
    Es ist jetzt das erste Weihnachtsfest ohne unsere Dicke ,
    und sie fehlt.
    Sie nahm in der Nacht immer still und leise alle Kugeln vom Baum,
    morgens wenn wir aufwachten lagen alle bunten Kugeln auf ihrer Decke und Gina mittendrin.
    Es ist nie eine Kugel zu Bruch gegangen.
    Ich ertappe mich ,gestern früh dabei in die Richtung zu schauen wo sie immer lag und suchte im stillen nach bunten Kugeln.

    Es werden nie wieder welche da liegen !!



    LG
    Birgit
  • T i n a. M. 25/12/2009 19:49

    Das ist einfach nur schön und traurig zugleich,
    aber so ist es wirklich...
    Liebe Grüße Tina
  • sunrise7 25/12/2009 11:51

    schnief* Gänsehaut... das ist eine wunderbar traurige Geschichte ... ich kann's verstehen... es ist schwer, wenn ein so treuer Gefährte geht ...
    LG sunrise7
  • Silvia Schattner 25/12/2009 9:52

    Fühl mich an meinen pelzigen Bruder aus Kindertagen erinnert, ich war 3 als meine Schwester ihn bekam ... und 21 als er von uns ging ... das ist nun 24 Jahre her und ich hab selbst 2 fantastische Hunde an meiner Seite, aber an meinen kleinen Bruder denk ich noch heute immer wieder.
    *ganzfestedrück* Silvia
  • † Ushie Farkas 25/12/2009 9:37

    Ach, Elke ! Meiner ist 18 Jahre alt !Ich weiß, was auf mich zukommt. Es wird sehr schwer! Gruß Ushie
  • The Wanderers 25/12/2009 9:34

    Ach wie ich mit Dir fühle, Elke - wir haben vor etwa 30 Jahren, als wir von Afrika nach Australien ausgewandert sind, unsere Zwei Schäferhunde "Schakal" und "Cheeta" dort laßen müßen. Jahre lang habe ich von ihnen geträumt. Die Cheetah haben wir ersätzen, also hatten wir Cheeta 2 - sie war eine treue Seele und lebte 13 Jahre. Nun haben wir unsere "Rexy" bald 9 Jahre alt, aber verspielt wie mit 8 Monaten.
    Eine paar geruhsame Tage wünschen wir Dir!
    LG Ulrike & Eberhard
  • Petra Schiller 25/12/2009 8:32

    gänsehaut .... so schöne gedanken....ich kann´s verstehen..... so ein hübscher .... vlg petra
  • HS-Photo 25/12/2009 8:19

    Glaub mir, ich weiß was Du fühlst und es tat nach fast 17 Jahren so sehr weh, meine Asta auf ihrem letzten Weg zum Tierarzt zu begleiten. Trotzdem ist es schön, dass man das Leiden von Tieren beenden kann. Diese Gnade ist uns Menschen in Deutschland nicht gegeben.

    Meine Aggi ist jetzt 14 und das mit den Augen und Ohren, das mit dem "mehr Zeit für weniger Weg" hat bei ihr begonnen. Sie hat 18 Welpen auf diese Welt gebracht und spielt mit ihrer einen Tochter, die wir ihr ließen, auch heute noch oft sehr schön. aber der Weg zum Ende ist schon wesentlich kürzer, als der Weg zum Anfang.

    Wünsche Dir ein schönes Weihnachtsfest. Der Tod gehört zum Leben und wir können uns glücklich schätzen, wenn solche Ausnahmetiere uns in ihr Herz geschlossen hatten.

    LG HS
  • Heidrun Ruetz 25/12/2009 7:30

    Guten Morgen Elke
    jetzt laufen mir die Tränen runter...auch ich habe das erleben müssen mit meinem Arco...der Schmerz hört nie auf, auch ein neuer Hund ist nie ein Ersatz...sicher liebe ich meine Emma aber an Arco kommt sie nicht ran.
    Fühl Dich mal ganz fest geknuddelt...schön, dass Du diesen herrlichen Hund hier zeigst..!!!!!!!
    einen lieben Gruß Heidrun
  • Günter Walther 25/12/2009 7:29

    Eine anrührende Geschichte von Dir, wie Tiere uns ans Herz wachsen.
    MfG Günter
    Hundetreue
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    Günter Walther