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"Die arme Fliege ..." wird sich mancher auf den ersten Blick denken.

"Die arme Fliege ..." wird sich mancher auf den ersten Blick denken.

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

"Die arme Fliege ..." wird sich mancher auf den ersten Blick denken.

Dabei ist es genau umgekehrt!
Die bereits durch einen Stich völlig gelähmte und bewegungslose, weibliche Kürbisspinne (Araniella cf. cucurbitina) wird von einer Wegwespe (Fam. Pompiliidae) - wohl der Gattung DIPOGON (sp. variegatus?) - abtransportiert. Die Wespe schleppt sie zu ihrem Nest, wo sie sie als Nahrung für die Larven deponiert und ein Ei daran legt.

Und jetzt kommt's: Die m.E. ungeheure Leistung des nur 6 mm großen Insekts.
Die Länge habe ich durch Vergleich der Fotos mit den nachmeßbaren Strukturen ihrer Sitzunterlage (in dem Fall eines Holz-Gartentischs) bestimmt.
Und angenommen, daß die Spinne mit ihrer Kugelform mindestens viermal soviel wiegt wie die kleine Wespe.
Entdeckt haben wir sie am Boden auf einem Gartenschlauch, über den sie ihre Beute trug. Wer weiß zudem, wie weit sie die Spinne bis dahin schon geschleppt hatte! Sie im Flug zu tragen ist nicht möglich, dafür ist sie bei weitem zu schwer; das lassen nur kleinere Beutetiere anderer Wespenarten zu, wie z.B. Zikaden, Fliegen oder Blattläuse; beim Bienenwolf ganze Bienen, die etwa gleich schwer sind wie der Räuber. Bei großen Sandwespen ist es auch schon einmal eine schwere Raupe - die aber auch meist über den Boden antransportiert wird; das erfordert natürlich einen ganz anderen, wohl viel komplizierteren Orientierungsinn ...
Nun habe ich den ganzen Fußweg der Wespe mal am Ort mit dem Zollstock annäherungsweise nachgemessen und bin auf eine Strecke von mindestens 6,50 m gekommen! Für die der Zwerg insgesamt (im verfolgbaren Teil - in ca. 5 m Höhe unter dem Dachüberstand verlor ich sie aus den Augen) - den Aufnahmen mit Zeitangabe nach - etwa 25 Minuten brauchte; macht immerhin einen Viertelmeter pro Minute.
Den Schwertransport auf eine senkrechte (!) Strecke von etwa 5 m der insgesamt 6,50 m schaffte sie dabei in einer Geschwindigkeit, bei der man aufpassen mußte, sie nicht aus dem Auge zu verlieren!
Die höchste Geschwindigkeit (an einer senkrechten, sehr rauh verputzten (!) Hauswand) erreichte sie mit (nach den vielen Fotos berechneten) ca. 50 cm pro Sekunde!
Bei der ganzen zurückgelegten Strecke kam noch dazu, daß ich ihr helfen wollt und die festklemmende Spinne durch Kippen eines am Tisch lehnenden Stuhls lockerte - die Spinne fiel aber dadurch wieder auf den Boden zurück, und die Wespe brauchte nur ganze fünf Minuten, um sie eine Etage tiefer wiederzufinden. Machte dann nochmal zusätzliche 30 cm Tragleistung! Auf dem ganzen Weg nach oben flog die Wespe mehrfach bis zu vielleicht drei Meter weit weg (u.a. an eine Fensterbank im Obergeschoß, wohl um den Weg zu erkunden); die allergrößte Leistung bestand meiner Meinung nach in dem "Wissen", daß man die Spinne über einen senkrecht aufgestellten Gartentisch, hinter dem sich ein an die Wand gelehnter Besen befand, über den Tisch und den Besen an die Hauswand bekam, wo die längste (senkrechte!) Wegstrecke noch auf den Schwerarbeiter wartete.

Um mir die kolossale Leistung der winzigen Wespe zu verdeutlichen, habe ich mal folgendes einfaches Rechenexempel konstruiert:
Angenommen, ein Mensch mit 1,50 m Körpergröße und einem Gewicht von 50 kg (kann Mathe nur mit einfachen Zahlen!) sollte denselben, auf seine Körperlänge bezogenen Weg in einer bestimmten Zeit zurücklegen - er müßte dann mit einer Geschwindigkeit von ca. 12m/sec laufen. Bei einem Sprint-Weltrekord über hundert Meter in knapp 10 Sekunden entspricht das in etwa der schnellsten Geschwindigkeit, die ein Mensch überhaupt zu Fuß erreichen kann - allerdings müßte er dazu noch ein 200-kg-Gewicht tragen!
Selbst wenn ich nicht ganz richtig gerechnet haben sollte, sind das doch große Wunder der Natur - Orientierungsvermögen und körperliche Leistung eines solchen Winzlings! Alles mit einem "Gehirn" von nicht mal Schreibmaschinenpunkt-Größe (... und ich mit meinem Dreipfünder-Mathe-Nichtversteher-Gehirn kann nicht mal die einfachsten Rechenaufgaben im Kopf ...)!
Gar nicht mitgezählt die Situation des Aufspürens und Fangens der passenden Beute und der späteren Versorgung zum Wohle seiner späteren Nachkommen; die Spinne will ja noch entsprechend untergebracht sein - wobei diese Wegwespen den Eingang des vorhandenen Loches im Holz zusätzlich mit Spinnweben tarnt, indem sie sie zusammenbürstet und das Loch damit unsichtbar macht!

Meine vielleicht nicht ganz unwichtigen Beobachtungen nebenbei:
1.) Die Wespe packte die Spinne (auf beiden Seiten, je nach Erfordernis) fast immer nur an der Basis des zweiten Beinpaars, nur einmal am dritten und einmal am ersten und zweiten gleichzeitig, nie an den Spinndrüsen oder beispielsweise an einem Fuß - was mir leichter vogekommen wäre ...
Die Art und Weise, mit der die Wespe die Beute (meistens) transportiert, ist wohl teils auch für die Bestimmung der Wespenart zu gebrauchen!
2.) Dies ist erst meine zweite Beobachtung einer Spinnen transportierenden Wespe (einmal die Wegwespe Anoplius cf. nigerrimus mit einer Trochosa-Spinne am 5.8.15 in Göfis/Vlbg.). Auch bei der ersten Beobachtung fiel mir das zeitweise Verharren mit ausgiebigem Putzen - hier besonders der (stark beanspruchten) Hinterbeine, auch der Augen und des Kopfes, weniger der Flügel - auf, während dessen die Wespe entweder nicht mehr zu wissen schien, wie es weitergeht, sie sich ausruhen mußte - oder einfach eine ("Denk-"?)Pause machte, was mich an menschliches Kopfkratzen im Sinne eine Übersprungshandlung in angespannten Situationen erinnerte.
Wie oft nun ein Weibchen diese ganze Prozedur ausführt, ist wohl nicht genau bekannt - und wird je nach Art und Beute unterschiedlich sein!
Ich staune manchmal nur noch - Ihr auch?

Fund und Foto: Neukappl/Opf., 17.7.2017

18.7.2017 f

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Cartelle Bien/Wesp/Hum/Ameis.
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Fotocamera Canon EOS 550D
Obiettivo Sigma 150mm f/2.8 EX DG OS HSM APO Macro
Diaframma 11
Tempo di esposizione 1/200
Distanza focale 150.0 mm
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