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Marianne Kestler


Premium (Pro), Neu-Isenburg

Deutschland 1939

Mein Opa (Jahrgang 1897) war zu dem Zeitpunkt bereits 41 Jahre alt und hatte vorher noch keinen Führerschein. Den brauchte man damals nicht unbedingt. Er hatte bereits im Ersten Weltkrieg als Soldat in Frankreich gedient und dort im Anschluss einige Jahre in französischer Kriegsgefangenschaft verbracht. Nun war also wieder Krieg und der junge Oberleutnant brauchte einen Führerschein. Den gab's bei der Wehrmacht für lau. Mit diesem Lappen schickte man ihn zuerst nach Westen, dann nach Osten, wo er verwundet wurde und anschließend einige Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft verbrachte.

Eine Katastrophe, wenn man bedenkt, dass das alles mit einer zunächst klein und unbedeutend erscheinenden Gruppe von Rechtsradikalen begonnen hat, aus der dann 12 Jahre lang das „Tausendjährige Reich“ der Nationalsozialisten wurde. Das Ergebnis kennen wir :-(

Commenti 5

  • Der NaturELL Beobachter 19/01/2024 22:48

    Eine unglaubliche Geschichte, ein ganzes Leben steht hinter diesem Führerschein.
    Wie viele Wege hat dieser Führerschein ermöglicht! Auch viele Wege in eine falsche Richtung, Irrwege, vielleicht auch gute Wege!
    • Marianne Kestler 19/01/2024 23:02

      Danke, dass du nach so langer Zeit noch dieses Dokument angesehen hast. Gute Wege waren es sicherlich nicht, aber es gab keine Alternative. Heute sieht das viel komplizierter aus. Viel gelernt hat die junge Generation aus der Geschichte scheinbar dennoch nicht :-(
    • Der NaturELL Beobachter 19/01/2024 23:13

      Wirklich ein außergewöhnliche Bild, ein Zeitdokument, obwohl doch sehr alltäglich. Ich sehe beides, die persönliche Geschichte aber auch die "Zeitgeschichte". - Bedauerlich, dass Menschen nicht aus der Geschichte lernen, dabei wäre es so einfach! - nicht für alle war offensichtlich, dass der Weg ein Irrweg war, viele sind in gutem Glauben dem "Zeitgeist" gefolgt, so wie Heinrich Kestler. Wenn man ein wenig mit dem Wort Führerschein spielt, lautet es: Schein - Führer.
  • martha-ka-fotografie 29/02/2020 0:21

    Hoffen wir, daß wir gerade keine neuauflage dieser geschichte erleben müssen.
    lg
    martha