Heide G.


Premium (World), Berlin

das Hufeisen

Legende vom Hufeisen

Als noch, verkannt und sehr gering,

Unser Herr auf der Erden ging

Und viele Jünger sich zu ihm fanden,

Die sehr selten sein Wort verstanden,

Liebt er sich gar über die Maßen,

Seinen Hof zu halten auf der Straßen,

Weil unter des Himmels Angesicht

Man immer besser und freier spricht.

Er ließ sie da die höchsten Lehren

Aus seinem heiligen Munde hören;

Besonders durch Gleichnis und Exempel

Macht' er einen jeden Markt zum Tempel.



So schlendert' er in Geistesruh'

Mit ihnen einst einem Städtchen zu,

Sah etwas blinken auf der Straß',

Das ein zerbrochen Hufeisen was.

Er sagte zu Sankt Peter drauf:

"Heb doch einmal das Eisen auf!"

Sankt Peter war nicht aufgeräumt,

Er hatte soeben im Gehen geträumt,

So was vom Regiment der Welt,

Was einem jeden wohlgefällt:

Denn im Kopf hat das keine Schranken;

Das waren so seine liebsten Gedanken.

Nun war der Fund ihm viel zu klein,

Hätte müssen Kron und Zepter sein;

Aber wie sollt er seinen Rücken

Nach einem halben Hufeisen bücken?

Er also sich zur Seite kehrt

Und tut, als hätt' er's nicht gehört.



Der Herr, nach seiner Langmut, drauf

Hebt selber das Hufeisen auf

Und tut auch weiter nicht dergleichen.

Als sie nun bald die Stadt erreichen,

Geht er vor eines Schmiedes Tür,

Nimmt von dem Mann drei Pfennig dafür.

Und als sie über den Markt nun gehen,

Sieht er daselbst schöne Kirschen stehen,

Kauft ihrer so wenig oder so viel,

Als man für einen Dreier geben will,

Die er sodann nach seiner Art

Ruhig im Ärmel aufbewahrt.



Nun ging's zum andern Tor hinaus,

Durch Wies und Felder ohne Haus,

Auch war der Weg von Bäumen bloß;

Die Sonne schien, die Hitz war groß,

So daß man viel an solcher Stätt

Für einen Trunk Wasser gegeben hätt.

Der Herr geht immer voraus vor allen,

Läßt unversehens eine Kirsche fallen.

Sankt Peter war gleich dahinter her,

Als wenn es ein goldener Apfel wär;

Das Beerlein schmeckte seinem Gaum.

Der Herr, nach einem kleinen Raum,

Ein ander Kirschlein zur Erde schickt,

Wonach Sankt Peter schnell sich bückt.

So läßt der Herr ihn seinen Rücken

Gar vielmal nach den Kirschen bücken.

Das dauert eine ganze Zeit.

Dann sprach der Herr mit Heiterkeit:

"Tätst du zur rechten Zeit dich regen,

Hättst du's bequemer haben mögen.

Wer geringe Dinge wenig acht't,

Sich um geringere Mühe macht."



J.W. Goethe

Commenti 46

  • Reimund List 17/07/2013 21:20

    :))))
  • Marie Laqua 16/07/2013 8:19

    Ironie ,Witz .... Hintersinn :-))
    toll wie du das hinbekommst !
    lg Marie
  • Heide G. 16/07/2013 6:41

    Jop-ench.Amun: Ja, heute! bzw, gestern. Kannste nich erwarten, dass ich sofort losrenne und dir dein Geschenk in Goldpapier gewickelt, überreiche.
    Roland, Goethe ist fast täglich inner FC, bloss, dass er sich dann in aller Bescheidenheit, weil er unerkannt bleiben möchte, Göte nennt.
  • RMFoto 15/07/2013 22:22

    Goethe in der FC......
    was für ein Ritterschlag, aber eben nicht für die FC

    LG Roland
  • Jopi 15/07/2013 20:07

    Nu kiek abba mal inne FC
    Mehr Präsenz jeht ja heute wohl jar nich!!
  • Heide G. 15/07/2013 19:41

    0b es dir überhaupt was nützt, ist fraglich.
    Aber man sieht und hört nix von dir. Wie soll ich da?
  • Jopi 15/07/2013 19:27

    Im Schrank nutzt mir das aber nüscht!
  • Ruth U. 15/07/2013 19:05

    Meinste? das wär ja toll.
  • Vitória Castelo Santos 15/07/2013 19:01

    Wunderschöne Aufnahme !
    Gefällt mir
    LG.Vitoria

  • Heide G. 15/07/2013 18:41

    Jopi, das liegt hier im Schrank. Sei nich so gierig.
    Ruth, du kannst ihn also auch sehen, dann bist du auch auserwählt.
  • Ruth U. 15/07/2013 18:05

    Mensch ist das stark, ein Heiliger und dann auch noch ein Glückssymbol, da hast Du aber großes Fotoglück gehabt, dass Dir dieser heilige Typ mit der dicken Bibel unterm Arm vor die Linse kam, Dein besonderes Objektiv macht sogar den Heiligenschein sichtbar.
    LG Ruth
  • Herbert Vorbach 15/07/2013 17:15

    So geht's einem Erlöser. Er strampelt sich die Wadeln ab, schrammt schon an Krampfadern vorbei und keiner schaut hin. Zum Glück gibt's aber Heide !
  • Jopi 15/07/2013 17:10

    Heide! Wo ist mein Geschenk????
  • Monue 15/07/2013 16:02

    Das ist ja HERRlich!!! :o)
    Prima Werk zu Goethes Werk!!!
    Da schlendert also der Herr auf Erden in Sandalen und außer Dir schaut keiner hin... !? Was hat er denn da hinten nur für ein Ablenkungsmanöver insziniert??
    LG Moni
  • Insulaire 15/07/2013 14:59

    A Engerl !
    (irgendwie hab i mia die imma anders vorgstellt,
    aber es gibt halt solchene und solchene).
    LG und viel Glück auf allen Deinen Wegen.
    Insu