Ritorna alla lista
Autorenlesung #7 - Chris Lohner

Autorenlesung #7 - Chris Lohner

2.508 7

Peter Purgar


Premium (Pro), Graz

Autorenlesung #7 - Chris Lohner

Chris Lohner hat ihr Buch mit viel autobiographischem Anteil "Der Krokodilmann" vorgestellt ... mittlerweile ist sie fast 67 Jahre und ist eine nach wie vor faszinierende Frau die mich in meiner Kindheit und Jugend als ORF-Fernsehansagerin dauernd begleitet hat.

*********************************************
Hier ein Portrait aus der Zeitung "Die Presse":

Chris Lohner: Die Unermüdliche

06.03.2010 | 18:29 | von ANNA-MARIA WALLNER (Die Presse)

Ihre Stimme ertönt seit 31 Jahren auf Österreichs Bahnhöfen. Chris Lohner besitzt die Fähigkeit, in nicht besonders relevanten Jobs durch Charme und Humor aufzufallen. Jetzt hat sie ihren ersten Roman geschrieben.

Auch in Groß-Schweinbart kennt man ihre Stimme. Weil sie dort, wie auf allen anderen österreichischen Bahnhöfen, hunderte Male am Tag erklingt. Chris Lohners Stimme ist in den vergangenen 31 Jahren regelrecht zum Allgemeingut geworden. Und das scheint der 66-jährigen Rothaarigen gar nicht schlecht zu gefallen.

Dabei werden längst nicht mehr alle Pendler und Gelegenheitszugfahrer wissen, was die Frau, die zu der Stimme gehört, eigentlich tut. Obwohl die umtriebige Wienerin genug dagegen unternimmt, dass man sie nicht vergisst. In der vergangenen Woche ist ihr neuestes Buch erschienen, das erste belletristische. Deshalb ist ihre Zeit knapp: einen Interviewtermin zu vereinbaren gleicht einer Übung am Hochseil. Die sieben (Sach-)Bücher davor und das Romandebüt „Der Krokodilmann“ eint eine Sache ganz stark: Es ist überall sehr viel Lohner drin, wo Lohner draufsteht. Diesmal ist es die Ich-Erzählung einer 39-jährigen Journalistin und Fernsehmoderatorin, die zunächst auf ihre Zwanzigerjahre als Model in Paris zurückblickt. Die Geschichte entwickelt sich ab der Hälfte des Buches zu einer im Traum erlebten Liebesgeschichte, die im alten Ägypten spielt, wo Diener und Kameltreiber, Götter und Priester aufeinandertreffen. Das ist der Grund, weshalb sie ihr Werk am Mittwoch im Völkerkundemuseum präsentierte.

Die Schreib-Lohner erinnert sich da also gewissermaßen an ihre Zeit als Fernseh-Lohner. Das sanft gezeichnete Gesicht auf dem weißen Cover des Buches zeigt das Antlitz der Model-Lohner aus den Sechzigerjahren. Die Kunst der Verwandlung hat die Wienerin seit ihrer Jugend beherrscht. Und die Gabe besessen, nicht besonders relevanten Aufgaben mit Charme und Humor eine gewisse Relevanz zu verleihen. Wer kann schon von sich behaupten mit einer so nebensächlichen Tätigkeit wie der der Fernsehansagerin eine solche Bekanntheit zu erlangen? Eine Tätigkeit, die mittlerweile ausgestorben ist. Nur die alten Videobänder mit der Mary-Poppins-Aufnahme aus der Silvesternacht beweisen, dass Fernsehansagerin einmal ein Posten im ORF war.

Der rote Pagenkopf ist ihr Markenzeichen. Und die unermüdliche Vergnügtheit, die aber längst nicht jeder an ihr schätzt. „Ich muss nicht jedem gefallen“, sagt sie. Wer sie nicht mag, müsse ihre Theaterstücke nicht besuchen, ihre Bücher nicht lesen. Ein ordentliches Maß an Selbstbewusstsein hat sie sich im Lauf ihres Lebens zugelegt. Oder vielleicht schon von zu Hause mitbekommen? Von Mutter, Schwester und Vater, „dem jüngsten Volkshochschuldirektor Wiens“, wie Lohner erwähnt. „Man muss in sich ruhen, sonst würde man ja in tausend kleine Schinkenfleckerln zerfetzt.“


Einmal Model, immer Model. Die Jobs sind ihr scheinbar zugeflogen. Wobei sie das „scheinbar“ nicht unterstreichen würde, sie habe stets alles sehr genau geplant. Die Ansagerei im ORF und daraufhin die Spiegel-Rolle als enervierende Ansagerin in „Kottan ermittelt“, das Engagement als ÖBB-Stimme und das für den Blindenhilfsverein „Licht für die Welt“.

Die mitgebrachte Bekanntheit aus der einen Sache hat ihr im jeweils neuen Terrain sicher nie geschadet. Und genau mit dieser Bekanntheit hilft sie anderen. Zur Zeit etwa Heinz Fischer, in dessen Personenkomitee für die Präsidentenwiederwahl sie sitzt. Weil sie ihn schätzt, „er ist kein Presidente scandalo“. Aber auch, weil sie mit Margit Fischer in die Klasse ging.

Auch wenn sie beteuert, die Modelzeit und die Jugend nicht zu vermissen, repliziert sie gern darauf. Für das Foto im Café Prückel posiert sie routiniert und nach einem nur kurzen Blick in den runden Taschenspiegel. Nachdem das Bild rasch im Kasten ist, kann sie sich einen Satz nicht verkneifen: „Wie sagt die Inge Prader (Fotografin, Anm.) immer: einmal Model, immer Model.“ So wie sie das sagt – halb lachend, halb ernst, nicht ohne Stolz – klingt das wie ein typischer Lohner-Sager.

Das neue Buch hat sie, so sagt sie, in sieben Wochen in ihrem Haus an der Liesing geschrieben. „Ich war voll mit der Geschichte. Ich schreibe sehr leicht, ich quäle mich nicht dabei. Es ist wie einen Pullover auftrennen.“ Im Juli wird sie 67 – und sie weiß nun, dass sie für viele Dinge, „Bungee Jumping oder Skateboard fahren etwa“, zu alt ist – fürs Memoirenschreiben fühle sie sich aber noch zu jung. Für diesmal bleibt es beim stark autobiografischen Roman. Aber sicher ist: Chris Lohner wird weiter daran arbeiten, dass man sie nicht vergisst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2010)

http://diepresse.com/home/leben/mensch/544680/index.do?_vl_backlink=/home/leben/index.do
*******************************

Commenti 7

  • Michael Jo. 28/07/2010 13:46

    kenne (kannte) diese Dame (bisher) nicht -
    erinnere mich zumindest nicht.
    (oder doch. Lohner ..? vielleicht);
    egal;
    ihr Blick - immerhin - fesselt.

    gratuliere Peter !
    Michael
  • Peter Purgar 15/03/2010 15:25

    :-))
  • isolde schmid 11/03/2010 23:14

    sie ist eine lebende Legende.
    lg
    isolde
  • Eckhard Pech 11/03/2010 12:26

    Da habe ich mich doch mit dem Text länger beschäftigt als mit dem Foto ;-)
    Das passt aber wunderbar zusammen und ist eine schöne Präsentation !
    So muß es sein und nicht anders !
    Grüße !
  • Skandinavienfreund 11/03/2010 9:37

    So muß das Foto sein, passt hundertprotzentig.
    Gruß
  • Hans-Joachim Maquet 11/03/2010 9:25

    Ein tolles Porträt-Foto in schöner s/w-Tonung.
    Den angefügten Text habe ich mit großem Interesse gelesen.
    Sehr schöne Präsentation - Schärfepunkt sitzt.
    LG Hans-Joachim
  • Barbarak 11/03/2010 9:13

    ach peter, ich bin seit jahrzehnten ein fan von ihr. das ist eine unglaublich tolle frau.
    lg, barbara
    ps: sie ist auch der grund für meinen haarschnitt. ich trage sie nur etwas länger. :)))