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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Anfangsjahre

In den späten 70er Jahren fing es damals an mit den Dampfsonderfahrten.

Am 5. Oktober 1969 veranstaltete der Kölner Eisenbahnclub eine Fahrt,

die von Köln über Koblenz und Darmstadt nach Weinheim(Bergstr) ging und von dort über die Weschnitztalbahn nach Mörlenbach und zu guter Letzt auf die damals schon für den Personenverkehr stillgelegte Überwaldbahn nach Wahlen im Odenwald führte, eine teils mit 33 Promille geneigte Steilstrecke mit drei schönen Steinviadukten.

Der Wagenzug, der zum Einsatz kam, war auch ein besonderer:

Es waren 5 ( ! ) B3yg-Wagen, von denen der einzelne, mittlere als Buffetwagen hergerichtet war, ein absoluter Einzelgänger
unter den sonst ausschließlich paarweise eingesetzten, kurzgekuppelten B3yg.

Von Köln bis Koblenz brachte den Zug eine 41er, ab Koblenz führte eine 44er aus dem Bw Koblenz Mosel den kurzen, aber voll besetzten Zug,
und ab Darmstadt kam 65 001 zum Einsatz, die sogar sehr sauber herausgeputzt war, wie auch die beiden anderen Maschinen.

Nun, ich nahm ab Darmstadt Hbf an der Sonderfahrt teil, weil ich mir das Erlebnis einer wahrscheinlich letzten Dampflokfahrt über die wohlbekannte Strecke nicht entgehen lassen wollte.

Leider hatte ich aber mit meiner neuen Praktica Nova I das Pech, daß der Schlitzverschluß nicht immer funktionierte und zum Teil nur halb öffnete.
Immerhin waren dann doch eine Handvoll Bilder brauchbar, die ich mit einem unmaskierten Agfacolor Negativfilm aufnahm.
Auch das Objektiv, ein Meritar 2,8/50 mm, war im Grunde nichts wert und zeichnete kaum scharf.

Hier ist der Zug auf dem Kreidacher Viadukt zu sehen.
Am rechts oberhalb gelegenen Haltepunkt Kreidach verließen fast alle Reisenden den Zug, um dann von der abschüssigen Streuobstwiese aus die Scheinanfahrt über die Brücke zu fotografieren.

Leider stand die Sonne schon sehr tief, so daß die Hälfte des Motivs im Schatten lag.


Heute wie damals war es leider so, daß die im Zug mitreisenden Eisenbahnfreunde die schlechteren Aufnahmen mit nach Hause brachten, während die damals in Mode kommenden Begleit- und Verfolgungsfahrten per Auto meist bessere Ergebnisse zeitigten.

So habe ich dann, sobald ich ein Auto selbst besaß, kaum mehr an Dampfloksonderfahrten teilgenommen, aber leider war es zu diesem Zeitpunkt mit der Dampflok bei der DB sowieso schon weitgehend vorbei...

Irgendwann in späteren Jahren wurde ich mal von einem in einem Sonderzug mitreisenden Eisenbahnfreund darauf angesprochen,
warum ich nicht auch im Zug mitfahren würde.

Ich entgegnete darauf, daß ich das in den frühen Jahren der Dampfsonderfahrten ausgiebig getan habe, aber von der bildlichen Ausbeute immer das Nachsehen hatte gegenüber denen, die die Züge per Auto begleiteten und nun eben auch sehen würde, wie ich zu besseren Bildern komme, auch wenn das manchem Zeitgenossen etwas unsozial vorkomme.

So habe ich es, mit wenigen Ausnahmen, bis heute gehalten.

Aber, um auf jene denkwürdige Fahrt vom 5.10.1969 zurückzukommen,
als Mitfahrer im Zug konnte ich die 65 001 bei der Rückfahrt am Abend auf der Main-Neckar-Bahn erstmals bei Höchstgeschwindigkeit erleben,
und einer der Mitreisenden Fans schwor Stein und Bein, daß die 65er nicht nur mit 90, sondern mit mindestens 110 km/h von Weinheim nach Darmstadt gerannt war.

Mein damaliger - freilich recht euphorischer - Eindruck war derselbe!

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Am selben Tag absolvierte übrigens auch die letzte badische IVh, 18 323, vor einem Sonderzug von Frankfurt(M) nach Basel SBB
und zurück eine letzte Fahrt auf der Strecke, für die sie einst konstruiert worden war.

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Commenti 13

  • Laufmann-ml194 08/12/2013 20:49

    mir fällt hier, bezogen auf mehr das Grundlegende, also minimalistische auf Linien und Strukturen reduziere, auf, dass Dein Bild Ansätze für eine ideale diagonale Teilung zwischen Schatten links und Licht rechts hat
    wie eben als Symbol auch YingYang
    Schade, dass das Format nicht mehr dazu hergibt, denn ecklaufend wäre diese Diagonale perfekt
    vfg Markus mll194
  • summertime1 06/12/2013 17:09

    Unterstützen - ja, aber wie. Das ist die Frage. Da gibt es so viele Möglichkeiten, wie ich Haare auf dem Kopf habe. Entscheident ist, daß unterstützt wird, denn keiner kann ohne Hilfe historische Fahrzeuge am Leben erhalten.

    Zum Foto, aufgrund des Schattenwurfes nicht unbedingt der goldene Schuß, aber trotzdem schön!
  • makna 06/12/2013 11:46


    Ein wahrer Schatz, den Du hier gehoben hast !!! 65 001 auf dieser Strecke und dabei sehr schön auf der Brücke ins Bild gesetzt - da nimmt man Schatten und Kamera-Unzulänglichkeiten in Kauf, da es doch um das Motiv an sich und die führende Lok geht - und das ist insgesamt einfach wunderbar !!!

    Die Frage "Verfolgen" oder "Mitfahren" stellt sich für mich kaum, da ich an den Wochenenden höchst selten zu Bahn-Touren komme, sondern diese der Familie widme. In den Anfangsjahren hatte ich auch einige Sonderfahrten mitgemacht - 1973 mit 24 009 von Kassel über Eschwege und Bad Hersfeld nach Treysa und dann via Beiseförth zurück, und mit derselben Lok München - Bayerisch Eisenstein und zurück, oder mit der Nostalgie-Orient-Express-Garnitur München - Salzburg und zurück (einziger Fotohalt: im BAHNHOF Traunstein :-(

    Im BDEF-Sonderzug zur Braunschweiger Jahrestagung 1972 fuhr ich mit, den der Hofer Jahrestagung 1973 (wie dann auch weitere Sonderzüge auf der "Schiefen Ebene") verfolgte ich von außen ... eben mal so, mal so ! Und mit Beiträgen oder Spenden habe ich auch einiges dafür getan, kein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn ich mal eine Sonderfahrt als "Trittbrettfahrer" von außen ins Bild setze ... ;-)

    In jedem Fall hat Dir der Veranstalter am 06.10.69 eine hervorragende Fotomöglichkeit geboten - dieses Motiv
    ist ein wahrer Schatz !!!

    Die besondere Garnitur mit dem Einzel-Dreiachser war sicherlich bemerkenswert, und dass Du dann auch noch die IV h auf ihrer Stammstrecke erwähnst, läßt mich der vielen verpaßten Gelegenheiten gedenken ... so bin ich eben zum Dokumentaristen des Alltags geworden, und fühle mich auch ganz wohl dabei ... ;-)))

    BG Manfred

  • zwiebelzug2 06/12/2013 9:13

    Feines Zeitdokument das durch Deine Erinnerungen an die Sonderfahrt noch zusätzlich gewinnt.

    Grüsse
  • Lutz Käppler 06/12/2013 5:31

    Trotz der von dir beschriebenen Umstände bezüglich Kameratechnik und Sonnenstand ist das eine ganz wunderbare Aufnahme geworden, die ich mir lange angeschaut habe.

    Gruss Lutz
  • Maschinensetzer 06/12/2013 0:00

    Die 41 von Köln nach Koblenz könnte dann die 41 001 oder 41 293 mit dem Niettender von Köln-Eifeltor gewesen sein...

    Das Foto ist ein wunderbares Dokument aus jener Zeit! Fahrzeuge und Strecke sind höchstselten zu sehen und faszinierend. Die Farbqualität ist beeindruckend und die Ausleuchtung gut ausgearbeitet.

    Ich habe immer versucht, Museumsbahnen im Rahmen meiner speziellen Möglichkeiten zu unterstützen – nicht nur durch regelmäßige Mitgliedsbeiträge oder Fahrkartenverkauf...

    Viele Grüße
    Thomas
  • Thomas Reitzel 05/12/2013 23:02


    Auf´s Auto würde ich mittlerweile auch gerne verzichten, aber leider lebe ich zu sehr auf dem "flachen Land"(haha!) und nicht in einer der "Metropolregionen" mit guter öffentlicher Infrastruktur, als daß ich darauf verzichten könnte.
    Wer kein Auto finanzieren und unterhalten muß, tut sich leicht, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und sich bedarfsweise auch ein Taxi leisten zu können. Gewisse Vergünstigungen, die man als Eisenbahner hat, wenn man einer ist, kommen dazu.
  • Haidhauser 05/12/2013 20:47

    @Christoph: Sic in München, drum hab'ich auch keins! Allfällige Touren mache ich ggf. mit einem Mietwagen, sonst mit dem Bayern-
    oder Wochenendticket!
    LG Bernhard
  • C. Kainz 05/12/2013 20:25


    In Wien, wo man kein Auto braucht, halte ich es so, dass ich 99,9 % per Zug fotografiere, und froh bin, nur einen Führerschein, und kein Auto zu besitzen, und mir den Aufwand für die Erhaltung und den Betrieb lieber spare. Dafür bin ich dann so dekadent, und fahre manchmal mit dem Taxi zum Rangierbahnhof zu meinem Güterzug ... : )

    lg, Christoph
  • Dieter Jüngling 05/12/2013 18:36

    Für mich ist das Nachhilfeunterricht in Sachen DB.
    Guter Text. Feine Aufnahme.
    Gruß D. J.
  • Haidhauser 05/12/2013 18:35

    Lieber Tom,
    deine Ausführungen zu der regelmäßig extrem schlechten Fotoausbeute bei der Mitfahrt in Dampfsonderzügen mit aus betrieblichen Gründen zumeist an unmöglichen Stellen bei schlechtestem Gegenlicht angebotenen Fotohalten (Ausnahme sind natürlich Fotozüge, die aber allzumeist in Deutschland nur als Autoverfolgertouren oder zum Mitfahren nur im Ausland, wie z.B. zuletzt in der Türkei, oder auf Privatbahnen, zuletzt z.B. bei der Kassel-Naumburger-Kleinbahn, veranstaltet werden können) und den daraus für dich resultierenden Konsequenzen könnten aus meiner Feder stammen (vgl. Aufnahmen der beiden 01 am 09.11.)!!!!

    Sei's drum, deine damalige Mitfahrt erbrachte eine - wenngleich auch nur halb ausgeleuchtete - sehr schöne Aufnahme der BR 65 auf ihrem angestammten Einsatzgebiet.

    @Bernhard Hippen: Es ist ein utopisches Ansinnen, an jeglichen Verein, dessen Dampfzug man vielleicht einmal in fünf Jahren verfolgt und fotografiert, Jahresbeiträge zu leisten....
    Lösung sind da für mich nur Autoverfolgung mit käuflich erwerbbaren Fotobegleitunterlagen, wie sie z.B. die EFZ seit Jahren anbieten, oder z.B. der Erwerb einer Fahrkarte, wie ich es zuletzt im August bei der Chiemgauer Localbahn beim Einsatz der P 8 praktiziert habe.

    LG Bernhard
  • Thomas Reitzel 05/12/2013 18:22


    Danke für die Ergänzung, Bernhard, - und genau das habe ich ebenfalls jahrlang getan, bis ich die inneren Querelen satt hatte.

    Ich glaube, ich habe da genug Geld gelassen, daß ich kein schlechtes Gewissen haben muß.

  • Klaus Kieslich 05/12/2013 18:17

    Eine erstklassige historische Aufnahme
    Gruß Klaus