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Stefan Schwetje


Premium (World), Braunschweig

Vergessen...

...dürfen wir niemals !!!
Besichtigung des Konzentrationslagers Buchenwald mit meinem Fotofreund Joachim Irelandeddie

Chronik:
15. Juli 1937
Auf dem Ettersberg treffen die ersten 149 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen ein (Widerständler, Zeugen Jehovas, vorbestrafte Kriminelle und vereinzelt auch Homosexuelle) Sie müssen den Wald roden, Kanalisation und Stromleitungen legen, Straßen, Kasernen, Wohnhäuser, Garagen und ein Barackenlager bauen. Lagerkommandant ist Karl Koch.
28. Juli 1937
Das Konzentrationslager K.L. Ettersberg wird nach einem Einspruch der Weimarer NS – Kulturgemeinde in K.L. Buchenwald, Post Weimar umbenannt.
14. August 1937
Der 23 jährige Altonaer Arbeiter Hermann Kempeck wird erhängt aufgefunden. Er ist der erste Tote des KZ Buchenwalds.
Februar 1938
Belegung des Bunkers, wie der Zellenbau im Torgebäude von den Häftlingen genannt wird. Unter dem SS – Aufseher Martin Sommer wird er zur Folter- und Mordstätte des Lagers.
4. Juni 1938
Auf dem Appellplatz wird der Arbeiter Emil Bargatzky vor den angetretenen Häftlingen am Galgen erhängt. Es ist die erste öffentliche Hinrichtung in einem deutschen Konzentrationslager.
November 1938
Nach den antijüdischen Pogromen werden 9.845 Juden in einen Stacheldrahtverhau gedrängt, grausam misshandelt und ausgeraubt. 255 Juden verlieren dabei ihr Leben.
Februar 1939
Infolge der Überfüllung und des anhaltenden Wassermangels bricht die erste Typhusepidemie aus. Über das Lager wird eine Quarantäne verhängt.
27. September 1939
Am Appellplatz wird ein Sonderlager errichtet. Zu seinen ersten Insassen gehören 110 Polen, die von der SS in einen Drahtverhau eingepfercht werden, wo sie binnen weniger Wochen verhungern und erfrieren.
Oktober 1939
Nach Kriegsbeginn werden 8.500 Männer eingewiesen, darunter etwa 700 Tschechen, hunderte burgenländische Roma, über 2.200 Polen und mehr als tausend Wiener Juden. Über 3.000 Polen und Juden werden von der SS im Sonderlager am Appellplatz in Zelten zusammen gedrängt. Das Sonderlager wird zum Schauplatz eines Sterbens, das durch gezieltes Aushungern, Terror und Vernachlässigung die Züge eines Massenmordes erhält.
9. November 1939
Nach dem am Vorabend begangenen Attentat gegen Hitler in München rächt sich die SS an den Juden des Lagers. 21 Juden werden im Steinbruch durch ein Exekutionskommando ermordet. Für alle Juden des Lagers folgen drei Tage Essensentzug.
Jahresbeginn 1940
Hunderte Häftlinge, besonders burgenländische Roma und Wiener Juden, fallen im Winter der Kälte und der Zwangsarbeit zum Opfer oder werden durch Injektionen ermordet. Neben dem Appellplatz beginnt der Bau des Krematoriums, welches im Sommer 1940 in Betrieb genommen wird.
13. und 14. Juli 1941
Mit zwei Transporten der Mordaktion unter dem Aktenzeichen 14 f 13 (zuvor T4) bringt die SS 187 kranke oder invalide Häftlinge in die Euthanasie – Tötungsanstalt Sonnenstein bei Pirna und lasst sie im Gas ersticken.
September 1941
Im Schießstand der Deutschen Ausrüstungswerke neben dem Lager erschießt die SS die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Lager eintreffen. Später entsteht in einem ehemaligen SS – Pferdestall westlich des Lagers eine Erschießungsanlage. Vom SS – Kommando 99 werden in den folgenden zwei Jahren dort schätzungsweise 8.000 sowjetische Kriegsgefangene durch Genickschuss ermordet.
Jahresende 1941
Lagerkommandant Koch wird nach Lublin versetzt.
Januar 1942
Hermann Pister tritt den Dienst als neuer Lagerkommandant an. In den Baracken 44 und 49 beginnen Versuche an Häftlingen mit Testimpfstoffen der Behring – Werke (Marburg / Lahn), des Robert – Koch – Instituts (Berlin) und des Instituts für Fleckfieber- und Virusforschung des Oberkommandos des Heeres Krakau.
Februar 1942
In den Weimarer Gustloff – Werken entsteht das erste Außenkommando bei einem Rüstungsbetrieb. Bevor im Herbst 1943 ein Außenlager in Weimar gebaut wird, kommen die Häftlinge täglich aus dem Lager zur Arbeit.
August 1942
Das SS – Wirtschaftsverwaltungshauptamt, dem die Verwaltung der Konzentrationslager untersteht, ordnet die Ablieferung der abgeschnittenen Haare zur Herstellung von Filz und Textilien an. In der Fleckfieberversuchsstation, die sich jetzt in Baracke 46 befindet, beginnt eine neue Versuchsreihe an Häftlingen. Der Lagerarzt regt an, die Todesmeldungen bei sowjetischen Häftlingen auf ein Minimum zu reduzieren.
Oktober 1942
Im Krematorium, dessen Ausbau abgeschlossen wird, geht der zweite neue Verbrennungsofen der Firma Topf & Söhne (Erfurt) in Betrieb.
Jahresende 1942
Die SS lasst ein Desinfektionsgebäude bauen und die Barackenstadt durch ein Quarantänelager (Kleines Lager) erweitern. Im Lager befinden sich 9.517 Häftlinge. 1942 starben 2.898 Gefangene, das heißt jeder dritte Insasse.
Januar 1943
Das kleine Lager wird mit Häftlingen belegt.
März 1943
Der Rüstungsbetrieb neben dem Lager, das sogenannte Gustloff-Werk II, nimmt mit Häftlingsarbeitskräften die Produktion auf. Der Bau einer Bahnstrecke nach Weimar beginnt. Häftlinge müssen sie in nur drei Monaten errichten. Bei der Erla-Maschinenwerk GmbH in Leipzig, bei den Junkers Flugzeugwerken in Schönebeck und bei den Rautalwerken Wernigerode entstehen große Außenlager, in denen Buchenwaldhäftlinge zur Arbeit in der Rüstungsindustrie gezwungen werden. Große Transporte von polnischen Häftlingen treffen aus Auschwitz und Majdanek ein.
April 1943
Im Block 46 findet die dreizehnte Versuchsreihe an Häftlingen statt, diesmal mit Fleckfiebertherapeutika der Firma Hoechst. Über die Hälfte der Versuchspersonen stirbt qualvoll während des Experiments, das bis Ende Mai dauert.
Juni 1943
Der erste große Transport von Franzosen aus dem Durchgangslager Compiegne in Nordfrankreich trifft ein.
August 1943
Bei Nordhausen entsteht unter Tage das Außenlager „Dora“ zur Vorbereitung der Raketenproduktion. In den ersten sechs Monaten des Stollenbaus kommen 2.900 Häftlinge ums Leben. Die ersten großen Transporte aus der Ukraine kommen in Buchenwald an.
März 1944
Die Anzahl der Außenlager ist auf 22 erhöht. Jeder Zweite der insgesamt 42.000 Häftlinge muss dort für die Kriegswirtschaft arbeiten. Eine Erhebung ergibt, dass 81% der Häftlinge des Hauptlagers, das heißt 18.990 von 21.500 Menschen, chronisch unterernährt sind und jeder Zehnte unter offener Tuberkulose leidet. Die SS verlegt 1.000 Kranke aus dem Außenlager „Dora“ in das KZ Bergen-Belsen.
Mai 1944
Von Mai bis Juli werden 8.000 ungarische Juden – in Auschwitz für die Baustäbe der SS aus dem Vernichtungsprozess ausgesondert – nach Buchenwald gebracht und in gesonderten Außenlagern schonungslos zugrunde gerichtet.
15. August 1944
Durch Evakuierungstrecks aus aufgelösten und frontnahen Lagern im Westen ist das Stammlager mit 31.491 Menschen überfüllt. Tausende bleiben unter freiem Himmel oder in Zelten. In den 64 Außenlagern befinden sich weitere 43.500 Häftlinge.
18. August 1944
Im Krematorium wird der Vorsitzende der KPD Ernst Thälmann erschossen.
24. August 1944
Alliierte Bomber greifen die nahe am Stammlager befindlichen Rüstungsbetriebe und SS – Einrichtungen an und zerstören sie zu großen Teilen. Da die Häftlinge in der Nähe des Werkes bleiben müssen, gibt es 2.000 Verletzte und 388 Tote unter ihnen.
August / September 1944
Die SS – Administration von Buchenwald übernimmt Außenlager des KZ Ravensbrück mit Tausenden von Frauen.
6. Oktober 1944
Nach einer Aussonderung von kranken jüdischen Häftlingen der Außenlager der Braunkohle-Benzin AG in Rehmsdorf und Magdeburg schickt die SS 1.188 Juden zur Vernichtung nach Auschwitz. Bis Dezember folgen aus anderen Außenlagern weitere Vernichtungstransporte, mit denen jüdische Männer, Frauen und Kinder sowie Sinti und Roma in den Tod geschickt werden.
Ende Oktober 1944
Aus dem Außenlager „Dora“ und seinen Subkommandos wird das selbstständige Konzentrationslager „Mittelbau“.
Dezember 1944
Durch die Auflösung der Zwangsarbeiterlager in Tschenstochau (Cz?stochowa), Piotrkow und des KZ Plaszow erhöht sich die Zahl der jüdischen Häftlinge des KZ Buchenwald bis Jahresende auf 15.500. Mehr als ein Drittel der 87.000 Menschen, die Ende 1944 in den Buchenwalder Männer- und Frauenlager gefangen gehalten werden, sind Jugendliche bis zu 20 Jahren.
Januar 1945
Vor der heranrückenden Roten Armee löst die SS die noch bestehenden Arbeits- und Konzentrationslager im besetzten Polen auf und treibt die Insassen auf mörderische Evakuierungsmärsche. Am 18. Und 20. Januar treffen 4.200 Juden aus Tschenstochau (Cz?stochowa) ein, vom 22. Januar bis 5. Februar 7.350 in der Mehrzahl Juden aus Auschwitz und vom 10. Februar bis 5. März weitere 7.800 vorwiegend jüdische Häftlinge aus Groß-Rosen. Diejenigen, die in Buchenwald lebend ankommen, sind von Erschöpfung, Hunger und Kälte gezeichnet und oftmals todkrank. In den meist offenen Stückgutwaggons liegen Hunderte von Toten.
Februar 1945
Buchenwald ist das größte unter den noch bestehenden Konzentrationslagern. Ende Februar befinden sich im Stammlager und in 88 Außenlagern 112.000 Menschen hinter Stacheldraht, davon 25.000 Frauen. Ein Drittel der inhaftierten Männer und Frauen sind Juden. Das am nördlichen Rand der Buchenwalder Barackenstadt gelegene Kleine Lager wird ab Januar zum Auffangbecken für die Massentransporte. Tausende werden von dort aus in das KZ Mittelbau und in Außenlager weiter geschickt. Die Zahl der Sterbenden, Kranken und Schwachen, die im Kleinen Lager zurück bleiben, steigt täglich.
März / April 1945
Bis zuletzt hält die SS ihr Zwangsarbeitersystem aufrecht. Erst bei unmittelbarer Frontnähe werden die Außenlager geräumt. Die SS metzelt die Gehunfähigen nieder und richtet Massaker in Leipzig, Gardelegen und Ohrdruf an.
Anfang April 1945
Am Abend des 6. April befinden sich im Stammlager auf dem Ettersberg 47.500 Häftlinge, davon 22.900 in den Baracken des Hauptlagers und 18.000 in den Pferdeställen des Kleinen Lagers. Im Gelände der Deutschen Ausrüstungswerke hat die SS bereits 6.600 Juden zur Evakuierung zusammen getrieben. Lagerkommandant Pister befiehlt die Räumung des Lagers.
7. bis 10. April 1945
28.000 Menschen aus dem Stammlager werden in Richtung der Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg sowie zum Ghetto Theresienstadt per Bahn in Marsch gesetzt oder zu Fuß getrieben. Tausende kommen auf diesen Märschen um.
11. April 1945
Die 6. Panzerdivision der 3. US-Armee erreicht das Konzentrationslager Buchenwald. Nach der Flucht der SS besetzen Häftlinge des Lagerwiderstandes noch während der Kämpfe die Türme und übernehmen die Ordnung und Verwaltung des Lagers. 21.000 Häftlinge erleben ihre Befreiung und die Ankunft der US-Armee.
Seit Jahresbeginn 1945 bis zum 11. April sind im KZ Buchenwald 13.969 Menschen gestorben. Hunderte gehen noch in den ersten Wochen nach der Befreiung an den Folgen der Haft zugrunde. Über die Toten der Evakuierungsmärsche gibt es nur Schätzungen. Sie liegen bei 12 – 15.000 Opfern.
13. April 1945
Auf einer Versammlung deutscher und österreichischer Sozialdemokraten, an der auch französische, polnische, belgische, tschechische, dänische und niederländische Sozialisten teilnehmen, verliest Hermann L. Brill das „Manifest der demokratischen Sozialisten des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald“. Es ist das wichtigste programmatische Dokument für den Weg in die Nachkriegszeit, das in Buchenwald verfasst wird.
16. April 1945
Auf Befehl des amerikanischen Kommandanten müssen 1.000 Weimarer Bürger das Lager besichtigen, in dem die Spuren des Massensterbens und der Greuel noch für jeden sichtbar sind.
19. April 1945
Internationale Trauerfeier für die Toten des Lagers. Die Überlebenden geben sich ein Versprechen, das später als „Schwur von Buchenwald“ bekannt wird.
Mai bis August 1945
Die Überlebenden verlassen in Gruppen das Lager.
Juli / August 1945
Übergabe des Lagers an die sowjetische Militäradministration. Einrichtung des sogenannten „Speziallagers Nr. 2“






(Quelle: K.L. Buchenwald, Post / Weimar)

Commenti 5

  • Frank G. P. Selbmann 07/01/2019 10:58

    lieber stefan, eine eindrucksvolle aufnahme in sehr guter ba versehen mit einer ausführlichen, erschütternden bilanz des buchenwald-schreckens. dafür gebührt dir ein besonderer dank. nur so kann man gegen das vergessen arbeiten!
    liebe grüße franK
  • Joachim Irelandeddie 05/01/2019 17:43

    Eine bedrückende Geschichte die du hier zusammengetragen hast! Vergessen dürfen wir das nie!

    lg eddie
  • JAM-Fotografie 05/01/2019 16:42

    Eine starke, emotional berührende Arbeit von Dir. Gut, dass Du sie zeigst. Vergessen? Selbst wenn es viele gerne vergessen oder leugnen wollen; das wir nie vergessen werden.
    Grüße Jürgen

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