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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Schritt halten

Die Eisenbahn ist das Transportmittel der Vergangenheit - und der Zukunft: Wollen wir nicht irgendwann am Verkehrsinfarkt, ausgelöst durch eine gummibereifte Blechlawine, in den Städten und auf den Autobahnen ersticken muss dafür allerdings mehr getan werden, als wohlfeile Sonntagsreden ("Güter gehören auf die Bahn...") zu halten.

Doch das Streckennetz in Deutschland ist, besonders auf den Hauptlinien, bereits stark ausgelastet. ICE, Nahverkehrs- und Güterzüge teilen sich teilweise die Infrastruktur und bremsen sich durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten teilweise gegenseitig aus. Die "Nebenstrecken" hingegen wurden in den zurückliegenden Jahrzehnten aufgrund falscher politischer Vorgaben soweit betrieblich "optimiert", dass auf eingleisigen Strecken meist nur noch der reguläre Personenverkehr stattfinden kann, welcher sich unterwegs an einem Bahnhof mit zwei Gleisen begegnen kann. Das Bahnsteige zudem meist nur auf die dort in "üblicher Dosierung" verkehrenden Triebwagen zurechtgestutzt wurden, so dass längere Züge bei steigenden Fahrgastzahlen nicht ohne Weiteres möglich sind ist ein weiteres unschönes Thema...

Da das Streckennetz jedoch auch gewartet und instand gehalten werden muss gibt es immer wieder teils längere Sperrpausen und Baustellen, welche für die Reisenden mit teils tage- oder wochenlangen Vollsperrungen mit Schienenersatzverkehr und für den Güterverkehr mit teils viele hundert Kilometer längeren Fahrtstrecken verbunden sind - denn die nächstliegende sich anbietende Strecke ist möglicherweise bereits so aus- oder überlastet, dass sie die zusätzlichen Züge gar nicht "verkraftet".

Um die Beeinträchtigungen so gut es geht zu reduzieren setzen findige Unternehmen unterschiedliche technische Lösungen ein. Beim sogenannten "Schienen schleifen" werden feinste Unebenheiten und Schäden aus dem Schienenkopf - mithin der Punkt, auf welchem die Räder des Zuges rollen - herausgefräst. Dies ist auch heute noch teils ein atemberaubendes Spektakel, wenn die Schleifköpfe die Schiene "in die Zange" nehmen und unter optisch beeindruckendem Funkensprühen bearbeiten. Allerdings sind die meisten dieser Schleifzüge nicht besonders schnell, sondern arbeiten sich mit vergleichsweise geringem Tempo in ihrem Gleis voran. Ein zeitraubendes Unterfangen, welches den Fahrplan der Züge durcheinanderbringt.

Die Firma Vossloh entwickelte daher vor einigen Jahren unter dem Begriff High Speed Grinding eine ganze Flotte unterschiedlicher Schleifmaschinen, welche sowohl eigen- als auch fremdangetrieben mit wesentlich höherer Geschwindigkeit die Schienen bearbeiten können.

Im Bereich der sogenannten Vollbahnen (also normale Eisenbahnstrecken) ist die Maschine mit der Kennung HSG 2 derzeit eine der schnellsten die es gibt: Im laufenden Betrieb kann bei 80 km/h Arbeitsgeschwindigkeit ein Gleis bearbeitet werden. Da viele Güterzüge meist nur 100 km/h, teilweise auch nur 90 oder sogar selbst nur 80 fahren, ist der Einsatz der Schleifmaschine vor oder hinter einem solchen Zug kein Problem.

Die 187 310-8 von Railpool hatte die besagte Maschine vor einigen Wochen "am Haken", als sie bei Haunetal-Meisenbach abgelichtet werden konnte.

Aufnahmedatum: Freitag, 24. April 2020 - 16:55 Uhr

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Weitere Informationen und den verschiedenen Fahrzeugen zum Thema HSG von Vossloh findet man hier:
https://media.vossloh.com/media/de/01_product_finder/vrs/smart_maintenance/Productflyer_Maintenance_EN.pdf

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