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LONDON BC (Before Corona) - 82 - "Torch Snuffer", 18th Century

LONDON BC (Before Corona) - 82 - "Torch Snuffer", 18th Century

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LONDON BC (Before Corona) - 82 - "Torch Snuffer", 18th Century

Heute geht's um die Zeit, als es nachts in London noch Nacht war...
Und bis wann war das so? - Bis 1813.

1813 wurde Westminster Bridge mit Gaslaternen bestückt,
davor gab es KEINE öffentliche Beleuchtung.
Heißt: Wer nachts unterwegs war, lebte gefährlich.
Vorausgesetzt, es war bei ihm / bei ihr etwas zu holen.
Wer nix in der Tasche hatte, konnte in Ruhe nach Hause gehen.

Also, Freunde, auf in's nächtliche London, vor 1813!

a) Die Reichen. Gingen sie nach Einbruch der Dunkelheit vor die Tür, dann nur mit Diener.
Der taperte vor ihnen her, ausgerüstet mit einer Qualm- und Stinkefackel ("torch").

b) Wer sich keine Dienerschaft leisten konnte, war auf einen "Link Boy" angewiesen.
[Jeder weiß ja wohl, was ein "Link" ist... Aber: Vergesst es!
Dieser Link hier ist der Docht einer Fackel.]
LBs - größere Kinder - arbeiteten als Fackelträger in finstrer Londner Nacht.

Noch was?
Ja, diese Link Boys standen auf der sozialen Stufenleiter weit, weit unten
und jede Nacht stellte sich ihnen die immergleiche Frage:
"WIEDER HUNGRIG SCHLAFEN??"
Um diese Frage mit "nein" zu beantworten, führten sie
ihre tumben Kunden und deren Geldbörsen in eine Seitengasse
zu den Kumpeln im Dunkeln, löschten routiniert ihre Fackel und atmeten auf:
"NEIN, HEUTE NACHT NICHT WIEDER HUNGRIG SCHLAFEN."

c) Gesellen wir uns nochmal zu einem der reicheren Londoner Spätheimkehrer.
Einer, der sich mit Diener und Fackel voraus durch das Halbdunkel seinem Haus nähert.
Gleich wird er wohlbehalten die Tür öffnen, eintreten und...
Der Diener? Die Stinkefackel?
Wie löscht man jetzt so eine Fackel
und zwar garantiert vollständig und ohne größere Sauerei?!
Na ja, halt wie jede Nacht: Mit dem "Torch Snuffer".
Das Teil sieht aus wie eine umgedrehte Eiswaffel, ist aber aus Eisen
und übersteht hunderttausend Lösch-Stöße. Minimum.

Good night, sleep tight!

Commenti 40

  • Zream 07/03/2021 22:18

    Unvorstellbar in einer Stadt ohne Licht zum Leben. Da wird jeder Gang zu einer Apokalypse des Stolperns und die Dramaturgie mit einer Fackel ist, das kleine Dinge sehr schnell groß werden und durch das den lebendigen Schattenwurf sich auch noch in Bewegung setzen.
    Eine interessante Zeit.
    Wir lebten früher im Sommer immer eine Woche ohne Licht und Strom und es war die Zeit des Geschichtenerzählens.
    • wagner-wiewerwas 08/03/2021 0:09

      Grüß dich, Zream.
      "...eine Stadt ohne Licht zum Leben..."?  Nicht wirklich.
      Die meisten derer vor unserer Zeit sind ganz einfach "mit den Hühnern in's Bett
      und mit den Hühnern wieder auf." Da erzähl ich dir ja bestimmt nix Neues.
      Was aber die "Nachtarbeiter"  angeht, hast du natürlich recht
      und "die Apokalypse des Stolperns" bringt's gut auf den Begriff...

      Die Fackel, durch die "kleine Dinge sehr schnell groß werden... und sich auch noch in Bewegung setzen", lässt meinen 'Verdacht' fast zur Gewissheit werden:
      Der Zream, der hat doch was mit Theater! [Aber sagen will er's mir halt nicht... :-))]

      Die Sommer ohne Strom, aber mit Gschichten, sind ewig her und ewig gut.
    • Zream 08/03/2021 0:17

      Es waren wirklich nur die Feste, wenn auch mit 4-500 Schauspielern und gleichzeitig Zuschauern. Schon der Eintritt war ein Schauspiel. 
      Heute sind sie kleiner, weniger pompös aber immer noch zum Genießen.
      ps: sommer ohne Strom geht einfach, Sicherung raus, Lagerfeuer an und drauf los die Schatten lebendig werden lassen.
    • wagner-wiewerwas 08/03/2021 0:37

      "Schauspieler und gleichzeitig Zuschauer"
      klingt nach prallem Leben. Und darum geht's ja. :-)))
  • s. monreal 06/03/2021 21:32

    Großartig wieder die Kombi aus Bild und Text - und beides für sich. Danke!
    VG Stephan
  • xDreamer 06/03/2021 17:19

    Das Prinzip kennt man von den Kerzenlöschern. Deine Erläuterungen zu den Bildern sind immer sehr interessant! Ein feiner Beitrag zum Thementag!
    VG Detlef
    Moonlight
    Moonlight
    xDreamer
  • Rullma 06/03/2021 15:33

    Was für ein Hintergrund, den du da wieder ausgegraben hast. Er stellt das Bild in ganz andere Zusammenhänge....und da gefällt mir das kunstvolle Detail nochmal so gut!
    LG Marie
    • wagner-wiewerwas 06/03/2021 21:32

      Klar, Marie,
      wir graben ja nur aus, was wir tatsächlich ausgraben WOLLEN.

      Heißt hier:
      Als ich zum x-ten Mal in London vor solch einem historischen Relikt stand,
      ohne einen blassen Schimmer, wozu das mal gut war - fing ich halt mal an
      mit der "Ausgraberei".
      Und die hat schon was von einem Puzzle oder einem Mosaik -
      ein Steinchen fügt sich zum andern. Von Mal zu Mal wird es dann
      spannender und macht immer mehr Spaß...  :-)))
  • GwenDalina 06/03/2021 14:21

    Mittlerweil weiß ich, dass in Deinen Fotos nichts so ist, wie es zunächst scheint. Und erst nach dem Genuss Deiner großartigen Erzählkunst zu dem jeweiligen Foto, eröffnet sich ein ganz neuer Blick auf Dein Foto. Himmel, wer hat schon den Begriff „Torch Snuffer“ im Englisch Unterricht gelernt? Ich nicht, denn bei mir hieß es: „Mister Foster went to Gloucester“ and „the Palace of the Queen is very clean“. Dieter, das ist wieder ein fotografischer Leckerbissen gepaart mit einer wunderbaren Geschichte, Schmiedekunst und einem geschichtsträchtigen Detail – Klasse!
    • wagner-wiewerwas 06/03/2021 21:24

      Thanks, Gwen, for your never ending praise. You really should not spoil me...
      - Was den Englisch Unterricht angeht - deinen, meinen und den allgemeinen:
      Im Schulunterricht taucht solch ein Detail ja eigentlich nur dann auf,
      wenn das Lehrpersonal einen gelinden Knall hat. Im vorliegenden Fall
      einen London-Knall...
      So, don't let's be too strict (with the teachers we had).
  • Jens Pönisch 05/03/2021 21:58

    Ein Bild, eine Geschichte zu einem Detail was wohl die Meisten übersehen bzw. nichts damit anfangen können, mir inklusive 
    .....aber bei deiner Art der Fotografie und Präsentation lernt man ja dazu,
     .......gefällt mir, wie du das durch ziehst
  • B.Hermann 05/03/2021 21:20

    Wieder mit einer spannenden Geschichte.
    VG Bernd
  • gc68 05/03/2021 19:29

    Geschichte toll und leicht erzählt. Klasse und ein gelungener Beitrag zum sw Freitag.
    VGgc68
  • Stefan Strobl 05/03/2021 17:14

    Vor dem Text: Rätselhaft, vielleicht fängt es den Wind und macht eine Katzenmusik, die ungebetene Gäste abwehrt.
    Nach dem Text: Sowas brauche ich auch. Das macht was her, wenn mir mal wieder heimgeleuchtet wird.
    HG Stefan
    • wagner-wiewerwas 05/03/2021 20:48

      Katzenmusik... Katzenjammer...
      Jahrhunderte nachdem die Snuffer "in Betrieb" waren, stehen sie heute überwiegend vor Häusern von Leuten, die den BREXIT wie eine Religion
      propagiert haben...
      Hübsche Vorstellung, sie könnten als Katzen-Jammer-Wind-Orgel
      den Brexiteers die Nacht versüßen...

      Du sagst, du hättst gern selber sowas? Ich schau mal, was sich bei meiner nächsten London Tour so machen lässt. Vielleicht schaun wir ja zusammen...
      Dein London-Foto-Text-Buch ist fertig, nächste Woche wird's geliefert!  :-)))
  • Werner Buschette 05/03/2021 15:30

    Sehr gute Detailansicht in kräftiger SW Bearbeitung. 
    Liebe Grüsse Werner
  • Wilhelma 05/03/2021 15:24

    Sowas habeich zuhausefür die Kerzen . Allerdings ist es nicht fest installiert , ich kann es von Kerze zu Kerze transportieren !!! ist das dann ein Candle-Snuffer ?:):):)
    • wagner-wiewerwas 05/03/2021 15:57

      Da die Standard Kerze ja nicht ganz so üppig daherkommt wie ne Fackel,
      vermute ich mal: "Candle Sn-i-ffer" would be just about right...
  • Mario_MS 05/03/2021 14:56

    Dann doch lieber reich und ohne Link Boy unterwegs sein. Wieder eine außergewöhnliche Geschichtsstunde aus Old London Town. Mr. Goo°°° übersetzt das übrigens mit: Verbindungsjunge ;-)
    Die Schichten auf dem Metall sind wirklich bemerkenswert und kommen durch deine Bearbeitung markant raus. LG Mario
    • wagner-wiewerwas 05/03/2021 15:53

      Ach ja, Mr. GOO°°°...
      Vielleicht promovier ich doch noch mal, wenn das mit Corona so weiter geht.
      Thema wäre dann:
      "Mr Goo°°° und seine losen Verbindungen zur Realität
      unter besonderer Berücksichtigung der konträren Vorstellungen
      zum Thema Lohn- und Steuergerechtigkeit." - Oder so ähnlich...
  • Saba1012 05/03/2021 14:41

    Habe mit Vergnügen deine neue kleine Geschichte aus dem alten London gelesen, war kurzzeitig abgetaucht und bin froh im Heute und Jetzt zu leben! Dein Foto zeigt ein wundervolles historisches Überbleibsel und wo kann man es finden?
    Lieben Gruß 
    Sabine
    • wagner-wiewerwas 05/03/2021 14:49

      Die alten Straßen südlich vom Palace of Westminster /
      Houses of Parliament sind ein lohnendes Jagdgebiet.
      (Vorteil: wenig Autoverkehr = Muse beim Fotografieren.)
      Die mit Abstand größte Dichte von "torch snuffers" bietet aber
      der super-stinke-reiche Berkeley Square [sprich: baakli]
      im Staddtteil Mayfair.
    • Saba1012 05/03/2021 14:53

      Schnell wie immer deine Antwort ... besten DANK Dieter!
  • Caroluspiel 05/03/2021 11:49

    eine spannende Geschichte vom Londoner Nachtlicht und ein beachtliches Detail historischer Schmiedekunst. Klasse
    ciao Philipp
    • wagner-wiewerwas 05/03/2021 14:52

      Mir kommt es ganz so vor, Philipp, als würde
      die englische Schmiedekunst von heute
      ein schlechteres Bild abgeben als dieses historische Handwerk...

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