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ENIWA


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Lokomotive

Die große Lok ist heiß.
Ihr Öl tropft auf Gleis.
Und Öl ist, wie man weiß, lokomotivenschweiß.

Der Heizer, der füllt ihr mit Kohle den Bauch.
Drum keucht sie und jammert
Und stöhnt Rauch:

„UCH ist das heiß!
HUH so viel Schweiß!
PUH welche Glut!
Das tut nicht gut!“

Kaum kann sie schnaufen,
kaum sich noch mucken:
Immer mehr Kohlen
Muß sie verschlucken


Plötzich – tschuff,
Plötzlich – puff,
Da staunt jeder:
Roll’n die Räder!

Erst ging es,
langsam schildkröten-langsam,

bis die Maschine,
allmählich in Gang kam.

Mühselig zieht sie mit Schnaufen und Grollen,
aber die Räder, die Räder, sie rollen.
Und nun geht es fort mit Getös Und Gebraus
Und rattert unt tattert
Und schnattert und knattert.

Wohin denn? Wohin denn? Wohin? Geradeaus!
Auf Schienen, auf Schienen, auf Brücke, durch Felder,
durch Berge, durch Tunnel, durch Wiesen, durch Wälder.
Die Räder, sie plappern ihr Sprüchlein (ihr wißt es):
„So ist es, so ist es, so ist es, so ist es!“

Sie rollen, sie rollen durch Hügel und Tal,
als wär die Maschine kein Dampfroß aus Stahl,
als wär sie, als wär sie – potz Schwefel und Pech
was Kleines, was Feines, ein Spielzug aus Blech

Warum nur, wieso nu, weshalb nur so flink?
Wer treibt denn, wer treibt denn, wer treibt denn das Ding?
Wer macht dies Gestöhn und Geschnauf und Gestampf?
Der Dampf, liebe Leute, der zischende Dampf!
Der Dampf aus den Kessel (das weiß ja jeder),
die Räder, sie treiben die schwere, massive,
die keuchende eiserne Lokomotive,
Und immerzu plappern die Räder (ihr wißt es):
„So ist es, so ist es, so ist es, so ist es!“

Frei nach Julian Tuwim

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