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Little Joe Lightning

Little Joe Lightning

6.945 84

Klacky von Auerbach


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Little Joe Lightning

Schon in früher Kindheit lernte er die Kraft seiner Kräfte kennen. Mit großer Begeisterung zog er sich vor den Blumenbeeten seiner Oma die Hose runter und pieselte wunderbare Muster in die liebevoll aufgehäufelte Erde. So lernte er schreiben. Anfang war alles noch etwas ungelenk, doch mit der Zeit wurden die Buchstaben immer besser, schöner und kunstvoller. War es anfangs nur Wuidbiesln, so wandte er sich doch bald dem kalligrafischen Pinkeln zu. Einen ursächlichen Zusammenhang zwischen seiner Kunst und dem Blumensterben in Oma Garten stellte er zum Leidwesen dieser jedoch nicht her. Daß er Master of Desaster genannt wurde, gefiel ihm, es klang so schön, und er verstand den Sinn der Wörter nicht. Das war noch die Zeit, wo im Kindergarten kein Englisch gelehrt wurde. Aber man konnte den Titel so schön deklamieren und dabei fröhlich zum Kindergarten hopsen oder hoppeln.
Master of Desaster, Master of Desaster, Master of Desaster ...


Eines Tages griff er zufällig an das Goldfischbecken im Wohnzimmer, und es entlud sich in der kleinen Atmosphäre ein veritabler Blitz, der zischend ins Wasser schoß, das aufwallte und zu kochen begann. Kurz darauf schwamm der Goldfisch bäuchlings oben, und sein Kanarienvogel Butschi fiel vor retardiertem Schreck tot vonner Schaukel.
Oma räumte beide schnell weg, um des Kindes Seele nicht unnötig mit einem PTSD zu belasten, und war froh, daß ihre Blumen jetzt überleben konnten. Sie hatte sich schon ernsthaft überlegt, dem Jungen Blumendünger in sein Nuckelfläschchen zu füllen, doch das erübrigte sich jetzt. Um sein Tun zu festigen, nannte sein Opa ihn jetzt Little Joe Lightning und erklärte ihm den Titel. Der kleine Jochen war stolz wie Graf Rotz.

Doch er war auch älter, erfahrener und weiser geworden, und es kam ihm der Gedanke, wo Bitz ist, ist auch Donner, und er grübelte. Er erinnerte sich, daß es immer donnerte, wenn er Erbsen und Bohnen aß. Daher erklärte er das zu seinem Lieblingsgericht und erbettelte sich das bei der Oma, die seinem Drängen nachgab. Aber als Joes Flatulenzen immer lauter und gewaltiger wurden, wenn er sie losließ und seine Gewitter veranstaltete, klirrten die wertvollen böhmischen Bleikristallgläser in der Großeltern Vertiko beängstigend, und das Meißner Geschirr fing an zu scheppern. Oma und Opa waren verzweifelt und wußten nicht mehr, wie sie die Kräfte des Jungen bändigen konnten. Dieser hingegen hatte die Macht seiner Kräfte erkannt und lud immer wieder seine Spielkameraden und nicht nur die zu seinen regelmäßigen Vorführungen ein. Bald verlangte er Eintritt und steckte seinen Großelter ab und an ne Mark zu, was sie ob ihrer kargen Rente dankbar annahmen. Die Gläser und Teller tauschten sie heimlich gegen Zeugs von Ikea aus.

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