Küche

Küche

Los Chiles, Nicaragua. Eine Frau arbeitet in der Küche. An sich ein Alltagsbild - wenn da nicht etwas wäre, dass steinzeitlich anmutet. Ich habe in dem Dorf Los Chiles bei einer Familie übernachtet, als Gast in einer Hütte mit gestampftem Lehmboden, die eine fünf-köpfige Familie beherbergt hat. Die Hütte hatte keinen Strom- und keinen Wasseranschluss. Ich wollte die Familie im Jahr 2004 erneut besuchen und erfuhr von den Dorfbewohnern, dass sie alle nach Costa Rica ausgewandert sind. Vielleicht waren es die steinzeitlichen Lebensbedingungen, die die Familie fort getrieben haben.
Zurück in die Küche: Zu sehen ist die Herstellung von Tortillas - einem Grundnahrungsmittel in Mittelamerika (Fladenbrot aus Mais). Die Frau benutzt dazu einen konkav bearbeiteten Stein, dazu passend einen walzenförmigen Stein. Im Hintergrund befindet sich der Herd. Er ist aus Lehm gebaut und hat auf der Oberseite Löcher. In diese können wok-artige Blechpfannen hineingestellt werden. Durch die Löcher wird auch das Feuer im Inneren unterhalten. Der entstehende Rauch entweicht in die Hütte.
Noch eine Anmerkung zur Übernachtung. Ich schlief in einer Hängematte und wurde morgens durch zweierlei Ereignisse wach: 1. Eine große borstige Sau rieb sich an der Unterseite meiner Hängematte und 2. Der finstere Raum war plötzlich voller Qualm, dass mir die Augen tränten. Es roch nach nassem Holz.
Noch eine Anmerkung: Wie kam ich überhaupt in diese Hütte zu der Familie? Ich wolllte von San Carlos nach Los Chiles. Die Straße war wegen der Regenzeit für Fahrzeuge nicht passierbar, also wollte ich zu Fuß gehen. (40 km) Mir wurde in San Carlos der Soldat Benito Aguilar Gomez als Begleitschutz an die Seite gestellt. Er sollte sicher stellen, dass ich Los Chiles auch lebend und gesund erreiche. Er führte mich in Los Chiles zu seiner Familie, die in jener Hütte mit der beschriebenen Küche lebte.

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