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was kommt da ... (III)

was kommt da ... (III)

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Siegmar v. L.


Premium (World), Münster - (Shanghai) - Buenos Aires

was kommt da ... (III)

Auf der Party.

Ich habe 2008 ein Semester in Buenos Aires studiert. Direkt als ich ankam, wurde mir klar: Machismus ist kein Gerücht. Da gab es Männer, die auf der Straße penetrant neben mir herliefen und mich im 5-Sekunden Takt fragten, ob ich Sex will.

Familienväter mit ihren vier Kindern, die mich einluden, sie abends in den Club zu begleiten. Ein Mann, der plötzlich neben mir stand und sich einen runterholte, als ich in einem Park voller Menschen saß.

Und einmal überholte mich ein Auto, aus dem mir ein Vater mit seinem Sohn gleichzeitig hinterher pfiffen. Schämen die sich nicht voreinander, Vater und Sohn? dachte ich. Aber wenig später erklärten mir meine Mitstudenten, dass viele Väter dem Sohn zum 15. Geburtstag seinen ersten Besuch bei einer Prostituierten schenken.
Jungs werden in Argentinien gezielt zu Machos erzogen.

Ich habe eine Gesellschaft erlebt, in der Sex überall präsent und Treue ein nettes Wort ist, an das sich niemand halten muss. Argentinische Frauen nehmen sich genau wie die Männer das Recht, regelmäßig fremd zu gehen. Viele haben statt einem festen Freund auch mehrere „Projekte“, mehrere Männer, mit denen sie hin- und wieder schlafen.



Ich will das gar nicht werten, das kann jeder für sich entscheiden.

Mein Problem war nur, dass ich für einige Argentinier, die ich für Freunde gehalten hatte, plötzlich die „spießige, unterkühlte Deutsche“ war, wenn ich sagte, dass ich schon einen Freund habe und mir das völlig reicht.

Das ist nicht selten verletzter Stolz, von dem argentinische Männer reichlich besitzen. Wenn sich abends jemand neben mich an die Bar setzte, tat er das in einer Art und Weise, die sagte: Was bist du für ein Glückspilz, dass ich mich zu dir geselle. Wer bist du, mein Angebot abzulehnen?

Aus der Körperhaltung und den Blicken dieser Männer sprach ein Selbstbewusstsein, das kein Nein akzeptierte. Die Leichtigkeit, die Flirten angenehm unverbindlich macht, wurde hier ganz schnell Verbissenheit.

Immer wenn ich abweisend wurde, wurde mir Schüchternheit, Sprachlosigkeit oder Arroganz unterstellt aber NIEMALS Desinteresse, das konnten sie sich einfach nicht vorstellen.
• Viele argentinische Frauen sahen mich dagegen als Konkurrentin. •

Als Europäerin unterstellten sie mir, nur nach Argentinien gekommen zu sein, um Männer zu finden und ich wurde zum Feindbild, ohne dass wir je ein Wort gewechselt hätten.

Nicht alle, ich hatte auch andere, großartige Studienkolleginnen, die mir mit der Sprache weiterhalfen und ehrlich interessiert waren. Genauso gab es oft Männer, die nichts wollten, als mir helfen, wenn ich mich verlaufen hatte oder den Bus in die falsche Richtung genommen hatte.

Trotzdem erinnere ich mich im Rückblick vor allem daran, wie unangenehm ich die Männer in vielen Situationen fand.

• Allein als Frau in Argentinien reisen? •

Grundsätzlich fand ich das Alleinreisen nicht gefährlich und möchte hier keinem davon abraten.



Sicher gibt es auch Frauen, die blöde Anmachen einfach wegstecken, man sollte sich nur bewusst sein, dass es sie sicher geben wird. Es kann helfen, sich einen Ehering zuzulegen, das kann ruhig einer aus dem Kaugummiautomaten sein, denn man sollte nie mit teurem Schmuck auf der Straße rumlaufen.

Wenn man gefragt wird, ist man natürlich immer verheiratet und hat einen deutschen Ehemann, der einen bald besuchen kommt. Das ist zwar keine Garantie, dass man in Ruhe gelassen wird (Deutschland ist ja weit weg), aber es hilft hin und wieder.



Auf Parties bin ich irgendwann nicht mehr ohne männliche Begleitung gegangen.

Es hat mir keinen Spaß gemacht, mich beschimpfen zu lassen, weil ich nur tanzen will. Ich habe Männer erlebt, die es nichtmal für nötig hielten, mit mir zu reden, bevor sie mich abknutschten.

Ich bin irgendwann viel mit anderen Austauschstudenten aus Europa weggegangen und hatte in solchen Situationen immer einen Mann, den ich schnell zu mir ranziehen konnte und der sich als mein Freund ausgab.

Mädels, die allein losreisen, können in Hostels leicht Gruppen finden, denen sie sich anschließen können. Am besten eine Gruppe mit Männern, das hilft sehr. Ich habe manchmal mit anderen reisenden Frauen gesprochen, die meinen Ärger gar nicht verstehen konnten, weil sie mit ihrem Freund reisten und völlig in Ruhe gelassen wurden.

Wenn ich selber nochmal nach Argentinien fahre, möchte ich nicht mehr alleine reisen.

Text: https://www.pinkcompass.de/alleine-reisen-als-frau-in-argentinien/

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Obiettivo Canon EF 28-300mm f/3.5-5.6L IS
Diaframma 5.6
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