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  • _visual_notes_ 01/06/2022 12:21

    Ob ein Bild das Seitenlängenverhältnis 16:9, 3:2, DIN, 4:3, 5:4 oder eben 1:1 hat, hat sehr viel mit der Gestaltung zu tun. Oft geht es um Spannung durch Asymmetrie.

    Bei Quadraten geht es meist um Symmetrie - man platziert dann z.B. einen Käfer oder eine Rose oder ein Gesicht genau mittig. Oft sind das sehr einfache Bilder ohne Gegenpol, ohne Kontrapunkt, ohne Story oder "decisive Moment".

    Ich habe drei Instaxkameras, eine davon im Instax-Square-Format 6,2 x 6,2 cm, und tue mich immer sehr schwer mit der Komposition, weil ich ans 3:2 der DSLRs, DSLMs und Kompaktkamera gewöhnt bin. Man muss dann wirklich schon bei der Aufnahme anders wahrnehmen, anders konzipieren.

    (Bei Hasselblad geht es meines Wissens darum, so viel Potenzial zu haben, dass man erst in der Post Production entscheidet, welchen Schniitt man wählt. Das ist eine andere Logik.)

    Bilder wie die von "HBC" (Henri Cartier-Bresson) setzen auf Relationen im Sinne von Fiboonacci (Goldenes Dreieck, Goldene Spirale), manche Maler und Fotografen benutzen den Goldenen Schnitt oder die Drittelregelung.

    Bei einem quadratischen Foto funktionieren diese Tools nicht. Bei diesem Foto sehe ich zwar wie Gerry viele Quadrate im Bild, die sich dann sozusagen auch in der Außenform zeigen, aber  es gibt zu viel Spannung durch konkurrierende Formen, z.B. die sehr dominanten roten und blauen Elemente oder die Frau.

    Also hier passt das Quadrat auch meiner Meinung nach nicht.
  • wittebuxe 01/06/2022 12:40

    Der Beschnitt oben, unter, und nach beiden Seiten soll dem Betrachter anzeigen: hier ist das Bild zuende, oder besser: hier ist MEIN Bild zuende. Weil wir aber alle wissen,  dass dies Motiv an der abgesteckten Grenzen nicht aufhört,  dürfen wir als Betrachter auch meckern über diese Beschränkung ;-))
    Ein Bild ganz  ohne Rahmen/Begrenzung gibts aber wohl nicht.
  • Matthias von Schramm 01/06/2022 13:02

    @_visual_notes_  die erste Kamera mit der ich ernsthaft etwas ausprobieren durfte, wurde mit 120er Filmen gefüttert, was 12 Bilder in 6x6 bzw. genau genommen 56x56mm bedeutete. In der Regel wurde das ganze Negativ ausbelichtet und ein nicht angeschnittener Abzug erstellt - dies war so üblich, nur in ganz seltenen Fällen wurde in der Dunkelkammer beschnitten. Deswegen fällt mir dieses Format auch immer ein, wenn man im Nachhinein Fotos zu einem Quadrat macht, was ich hier aus anderen Gründen nicht getan hätte, hier aber dem Bild das gibt, was dem Bild wieder einen "demokratischen" Faktor gibt. An allen vier Seiten ist das Bild "unüblich" angeschnitten und das hebt vieles auf. Die vielen Quadrate habe ich zunächst nicht gesehen, sondern vor allem sich konkurrierende waagerechte Linien von denen keine so richtig grade ist. Auch ein Grund, warum hier m.E. Spannung erzeugt wird,
  • Gerhard Körsgen 01/06/2022 17:10

    Das Gute an dieser Aufnahme ist dass man sie erquicklich sowohl rein motivisch als auch vorwiegend formensammlerisch auffassen kann.
    Der formensammlerische Ansatz, den ich habe, führt den Betrachter auf eine abstraktere Ebene.
    Ich fühle mich zum Beispiel an Gemälde des Malers Piet Mondrian erinnert.
    Das KANN man/frau mitgehen oder es eben anders auffassen.
    Halte ich beides für legitim.
    Insofern behaupte ich ja auch nicht nur ich hätte "Recht".
    Ich finde allerdings dass eben diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen sich in diesem Falle sehr an der Art des Bildausschnitts festmachen lassen.
    Weil der nun mal quadratisch ist (und ich davon ausgehe dass das a kein Zufall sondern b gewollt ist) gehe ich davon aus dass diese sowohl Reibung als auch demokratischer Faktor als auch Zufall (die junge Frau integriert in s Bild an einer markanten Stelle) wie eine "Fingerübung des Sehens" aufzufassen ist.
    Was MICH wieder zu Mondrian führt...

    Es ist insofern ein gutes Beitragsbild weil es trefflich vor Augen führt WIE der einzelne von uns jeweils sieht bzw. wo er/sie seine Präferenzen hat.
    Das allein ist jeder Diskussion und Vertiefung wert weil wir gerade so voneinander lernen können.
    Den jede/r kann eben AUCH mal die Sichtweise des anderen annehmen und sei es nur zu Übungszwecken.
    Man/frau verliert nichts dabei, sondern gewinnt.
    Allerdings ist es notwendig sich darauf einzulassen.
    Wer das nicht zulässt lernt eben - nichts.
    Ich für meinen Teil möchte aber lernen.